Zweiter Zeitraum.
vom Äusgang des Dreißigjährigen Krieges bis ?um
Regierungsantritt Friedrichs des Großen: Preußens
Änfstreben nnd Österreichs Eifersucht (1648 bis 1740).
A. Brandcnburgischchreußische Geschichte bis 1648.
§ 13. Die Mark Brandenburg dis zum Einzug der Hohenzollern.
Vorgeschichte. Eine Folge der „Großen Völkerwanderung" war es, daß
die Slawen oder Wendens den abziehenden Germanen nachdrängen
und ihre Wohnsitze bis in die Mitte des heutigen Deutschlands vorschieben
konnten. Eine Linie, die man vom Plöner See in Holstein an der Elbe und
Saale entlang bis zum Böhmerwald zieht, bezeichnet seit dem 6. Jahr¬
hundert etwa die Westgrenze des Slawenlandes. In den Gegenden, die einst
die swebischen Semnonen bewohnt hatten, d. H. in der jetzigen Mark
Brandenburg, waren die bekanntesten Stämme die zu den Milzen oder Liu-
tigeu gehörigen H ev eller im Havellande, die den mecklenburgischen Abo-
driten (Obotriten) verwandten Ukraner in der Ukermark und die Lu sitz er
in der Lausitz. Diese Slawen, die von einem starken Adel in drückender Unter¬
tänigkeit gehalten wurden, besaßen neben ihren Dörsern im Gegensatze zu
den Germanen auch feste Städte, die von „Ruudwälleu" umgeben waren.
Handelsstraßen von Rom und Byzanz nach der Ostsee durchzogen ihr Land.
Der erste deutsche König, der in tatkräftiger Weise die Rückeroberung der
ostelbischen Länder in Angriff nahm, war der Sachse Heinrich I. Die
von ihm begründete Nord mark dehnte sein Sohn Otto der Große bis
zur Oder aus. Aber die in diesem Gebiete ansetzenden Keime des Christentums
und die deutsche Herrschaft wurden durch den großen Wendenaufstand, der
nach dem Tode Ottos II. ausbrach, fast gänzlich vernichtet (f. Teil IV, S. 48).
Erst in den Tagen des Kaisers Lothar von Supplinbnrg (1125 bis
1137) wurde das Werk der Schöpfung eines Neudeutschlands ans dem Wen¬
denboden von neuem und mit dauerndem Erfolge aufgenommen.
DaS Vordringen
des Slawentums.
Beginn der
Rückeroberung.
1) Der (sprachlich nicht aufgeklärte) Name Wenden ist ursprünglich germanische
Bezeichnung für alle Slawen, blieb später an den Elbslawen haften und ist heute
auf die slawischen Reste in der Lausitz beschränkt; diese selbst nennen sich „Serben".