Full text: [[Teil 2], Oberstufe, Teil 1] ([Teil 2], Oberstufe, Teil 1)

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V. Aus dem Naturleben. 
nach Manchester vor einen Ausschuß des Parlaments. Aber es traf sich, daß 
dieser Mann neben der schnellsten und kräftigsten Auffassungs- und Erfindungs¬ 
gabe, neben unermüdlichem Fleiße und rastloser Ausdauer, neben den genauesten 
Kenntnissen der Naturkräfte, die er für seine Zwecke braucht, — so gut wie 
gar keine Gabe zuin Sprechen hatte. 
Er konnte so wenig sagen, was und wie er es thun wolle, als er fliegen 
konnte. Als daher die Parlamentsmitglieder auf ihn einredeten und fragten: 
„Da ist ein Felsen, sechzig Fuß hoch, zu durchbrechen; dort sind Dämme von 
ungefähr gleicher Höhe aufzuschütten; da ist ein Sumpf von 5 Meilen Länge 
zu überschreiten, in dem ein hineingesteckter Stab von selbst versinkt: — wie 
wollen Sie das alles ins Werk setzen?" so erhielten sie nichts zur Antwort, 
als im breiten Northumberländischen Dialekt: „Ich kann's euch nicht sagen, wie 
ich's thun werde; aber ich sage euch, daß ich es thun werde." Und sie ent¬ 
ließen Stephenson als einen Schwärmer. Da er aber in eine Gesellschaft von 
Liverpooler Gentlemen kam, die weniger ungläubig waren und die nötigen 
Gelder ausbrachten, so wurde im Dezember 1826 der erste Spatenstich gethan. — 
Und nun will ich Dir von meinem gestrigen Ausflug erzählen. 
Eine Gesellschaft von sechzehn Personen wurde in einen großen Hof 
gelassen, wo unter Dach einige Wagen von eigentümlicher Konstruktion 
standen, von denen einer für uns reserviert war. Es war ein langlebiges 
Fuhrwerk mit quergestellten Sitzen, auf denen man Rücken gegen Rücken 
saß. Die Räder standen auf zwei eisernen Schienen, die die Bahn bilden. 
Sie sind so konstruiert, daß sie vorwärts zu gleiten im stände sind, ohne 
irgend welche Gefahr, daß sie aus der Richtung kommen könnten, wie jedes 
Ding, das in einer Rinne hingleitet. 
Wir wurden der kleinen muntern Maschine vorgestellt, die uns die Schienen 
entlang ziehen sollte. Sie besteht aus einem Kessel, einem Ofen, einer Bank und 
einem Fasse mit genug Wasser, um ihren Durst während eines Rennens von 
15 Meilen zu stillen. — Das Ganze ist nicht größer als eine gewöhnliche 
Feuerspritze. 
Sie wandert auf vier Rädern, die ihre Füße sind, und diese werden 
durch glänzende Stahlbeine bewegt, die sie Kolben nennen. Diese werden 
vom Dampfe getrieben, und je mehr Dampf auf die obere Fläche dieser 
Kolben gegeben wird, um so schneller treiben sie die Räder um. Wenn es 
aber nötig wird, die Geschwindigkeit zu mindern, so entweicht der Dampf, der, 
wenn man ihm dies nicht gestattete, den Kessel sprengen würde, durch ein 
Sicherheitsventil in die Luft. 
Zügel, Gebiß und Trense, mit denen dieses wundervolle kleine Tier geritten 
wird, bestehen zusammen aus einem kleinen Stahlhebel, der den Dampf aus den 
Kolben wirken läßt oder ihn davon ablenkt. Ein Kind könnte ihn handhaben. 
Die Kohlen, die der Hafer des Tieres sind, liegen unter der Bank, und 
am Kessel ist ein kleines Glasrohr, mit Wasser gefüllt, angebracht, das durch 
die Fülle oder Leerheit anzeigt, ob die Kreatur Wasser braucht, das ihm dann
	        
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