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und Menschlichkeit allgemeine Achtung erworben hatte. Weil
dieses gräßliche Gewürze um die Vesperzcit anfing, so hat cs
hievon den Namen „sicilische Vesper" erhalten.
Karl von Anjou befand sich eben beim Papste, als die
Schreckensnachricht einlief. Er biß vor Wuth in seinen Stock¬
knopf und schwur den Siciliern fürchterliche Rache. Diese aber
schickten eiligst Abgeordnete nach Spanien an Peter von Ara¬
gonien und luden ihn ein, als Verwandter und Erbe Konradin'S
die Insel in Besitz zu nehmen. Im August kam er auch mit
einer Flotte herüber und ward von den Insulanern als König
mit Jubel empfangen. Alle Bemühungen Karl's, die Insel
wieder zu erobern, blieben fruchtlos; er mußte sich mit Neapel
begnügen. Ueber zweihundert Jahre blieb Neapel von Sicilicn
getrennt. Später kam auch Neapel nach vielfachem Herrscher¬
wechsel an Aragonien.
Wie letzten Kreuzzüge.
56. Ludwig IX. von Frankreich.
Um diese Zeit, als in Deutschland rohe Gewalt und Ge¬
setzlosigkeit Ucbcrhand nahmen und Alles verwirrten, vom Jahre
1226 bis 1270, erfrcuete sich Frankreich der milden und väter¬
lichen Regierung Ludwig'S IX. oder des Heiligen. Dieser war
einer der biedersten und gottcsfürchtigsten Männer, die je das
Scepter geführt haben. Als er im Jahre 1244 von einer hef¬
tigen Krankheit befallen wurde, that er das Gelübde, einen
Kreuzzug zu unternehmen, wenn ihm Gott die Gesundheit wieder
schenken würde; denn in demselben Jahre war Jerusalem von
den Saracenen wieder eingenommen worden. Sobald er nur
einigermaßen hergestellt war, dachte er auch an die Erfüllung
desselben; und weder die Vorstellungen seiner Mutter, noch die
seiner Gemahlin vermochten ihn hievon abzubringen. Zunächst
sollte dieser Krcuzzug gegen den Sultan von Aegypten gerichtet