Full text: Das Mittelalter (Bd. 2)

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das damals herrschende Kirchenschisma durch Absetzung des 
Papstes Bonifacius IX. aufheben wollte, berief der Erzbischof von 
Mainz, welcher von diesem Papste sein Bistum erhalten hatte, 
einen Kurfürstentag (nach Oberlahnstein), liess ihn absetzen und 
an seine Stelle den Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz wählen (1410). 
Ruprecht von der Pfalz, 1400—1410. 
§ 88. Dem neuen Kaiser gelang es weder in Italien, wo er 
eine Niederlage erlitt, als er Mailand wieder unter die Bot- 
mässigkeit des Reichs bringen wollte, noch in Deutschland, wo 
sich mehrere süddeutsche Fürsten, angeblich zum Schutze des 
Landfriedens, in Wirklichkeit aber zur Beschränkung der kaiser¬ 
lichen Rechte (im Bündnisse zu Marbach) vereinigten, sich Aner¬ 
kennung zu verschaffen. Bei seinem Tode (1410) wählte ein Teil 
der Kurfürsten Wenzels Bruder Sigmund, welcher bereits seit dem 
Tode seines Schwiegervaters Ludwigs des Grossen König von 
Ungarn war, der andere dessen Vetter Jobst von Mähren. Da 
aber dieser schon 1411 starb, so wurde Sigmund allgemein, selbst 
vom Kaiser Wenzel anerkannt. 
3. Sigmund,1) 1410—1437. 
§ 89. Die beiden bedeutendsten Ereignisse seiner Zeit, welche 
seine Thätigkeit besonders beanspruchten, waren das Concil zu 
Constanz und der Husitenkrieg. 
I. Das Concil zu Constanz, 1414—18.2) Diese Kirchen¬ 
versammlung, die grösste des Mittelalters (315 Bischöfe und Äbte, 
1800 Priester), welcher auch der Kaiser Sigmund und viele 
Reichsfürsten beiwohnten, war hauptsächlich berufen, um eine von 
mehreren hervorragenden Theologen (Peter d’Ailly, Bischof von 
Cambray, Joh. Gerson, Kanzler der Universität zu Paris) eifrig 
betriebene Reformation der Kirche am Haupt und an den Gliedern 
(reformatio ecclesiae in capite et in membris) durchzuführen. 
Vor der Lösung dieser schwierigen Aufgabe beschäftigte sich das 
Concil mit der Beilegung des Kirchenschismas und mit der Ab¬ 
urteilung der Irrlehre des Hus. 
!) Aschb ach, Gesch. Kaiser Sigmunds. 4 Bde. 1838 ff. 
2) He feie, Conciliengeschichte im 7. Bde.
	        
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