Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen

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Friedrichs plötzlicher, mit Glück unternommener Angriff 
c alle seine Feinde in Bewegung. Außer den e 
rüclten nun auch Franzosen, Russen und Schweden gegen ihn 
ins Feld, und selbst das Deutsche Reich sandte ein Heer aus, 
um den Preußenkönig demütigen zu helfen. So stand zu An— 
fang des Jahres 1767 eine Macht bon einer halben Million 
Streiter wider ihn, denen er kaum 200 000 Mann entgegenstel- 
len konnte. Dennoch verzagte er nicht Zuerst wandie er sich 
ten die Osterreicher und rückte in Böhmen ein. Bei Prag 
am es Schlacht. Es war ein heißer Kampf: reihenweise 
wurden die mutig anstürmenden Preußen durch den furchtbaren 
ʒel der Feinde niedergeschmettert. Schon begann ihre 
ordnung zu wauken. Da riß der 173jährige Feldmaͤr— 
sch. Schwerin einem fliehenden Fahnenträger die Fahne aus 
der Zand, und mit dem Rufe: „Mir nach, Kinder!“ Irug er sie 
den donnernden Feuerschlünden Alsbald sank er, von 
vier Kartätschenkugeln dürchbohrt, leblos zu Boden. Sein Hel— 
dentod entflammte die Preüßen zur höchsten Tapferkeit; unauf— 
haltsam drangen sie vorwärts; die feindlichen Reihen wurden 
durchbrochen, und der Sieg war errungen. Freilich ein teurer 
Sieg! Denn 13000 Preußen lagen lot oder verwundet auf 
dem Schlachtfelde, darunter der tapfere General Schwerin, dessen 
Verlust der König am meisten beklagte. 
Schon wenige Wochen später stand Friedrich einem von 
dem Feldmarschall Daun geführten zweiten österreichischen Heere 
bei dem böhmischen Städtchen Kollin gegenüber. Mutig guff er 
den ihm doppelt überlegenen Feind an Aber das Gluͤck war 
ihm nicht günstig; er wurde zum ersten Male geschlagen. Da 
jauchzten seine Gegner in freudiger Hoffnung auf. Die völlige 
Demutigung des Preußenkbnigs schien nahe; denn viele Nieder— 
lagen konnte seine kleine Macht nicht erttagen. Schon drangen 
die Russen plündernd in Ostpreußen ein; die Schweden schickten 
si an, in Pommern zu landen, und die Franzosen samt der 
eulschen Reichsarmee marschierten gegen Sachsen, um die Preu— 
ßen daraus zu vertreiben. 
In dieser gefahrvollen Lage zeigte sich Friedrichs ganze 
Feldherrugröße. Den ersten Schlag führte er gegen die ver— 
einiglen Franzosen und Reichstruppen, welche er bei dem Dorse 
ee weit von Merseburg, lanzend besiegte. — Hier⸗ 
it der König nach Schlesien und stieß bei Leuthen mit 
0 Mann auf 80000 Hslerreicher unter Daumn Diese ver 
achteten die UNeine Preußenschar, welche sie spolkend die „Pols— 
damer Wachtparade“ nannten. Aber Friedrich sprach zu seinen 
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