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ten und Höhlen durchzogen ist, die den Wanderer zu großen Um⸗
wegen nöthigen. J
Die Gletscher bewegen sich vorwaͤrts, meist in der Richtung
ihrer Längenachse, aber natürlich in sehr ungleichen Verhält⸗
nissen; im Sommer, überhaupt mit der Zunahme der Tempe⸗
ratur, nimmt auch die Bewegung zu, welche an der Pasterze
bis zu 58,37 Centim. für 24 Stunden betrug.
Der Wernagtferner ist durch sein Vorrücken und die Bil⸗
dung eines Eissees dem Otzthale zu wiederholten Malen furcht⸗
bar geworden. Er rückt nämlich aus seiner Seitenschlucht in das
Rofnerthal herab, dieses ganz ausfüllend bis zum gegenüberste⸗
henden Berghange der »Zwerchwands; dadurch sperrt er die
aus dem ⸗Hintereisferner« herabkommende Rofnerache ab und
diese bildet hinter dem Schutt- und Eiswalle den »Vernagt⸗
See,« 6550 Pariser Fuß über dem Meere. Die letzten Ausbrüche
des Sees, 28. Mai 1847 und 13. Juni 1848, gehörten zu den
furchtbarsten. In diesem Jahre war der See 3725Pariser Fuß lang,
276 tief, und seine Wassermasse betrug 230 Millionen Kubikfuß.
Die Beweise für das Vorrücken der Gletscher sind im Allge⸗
meinen ziemlich häufig. über das Hochjoch führte einst aus dem
Otzthale ein Saumpfad, der zum Transport von Lebensmitteln
häufig benützt wurde; noch erkennt man ihn an zwei Stellen,
der Rest liegt seit 100 Jahren unter dem Hochjochgletscher be—
graben. Der kleine Thalleitgletscher GOtzthal) hat sich erst seit
50 Jahren gebildet. Auch der Hallstädter Gletscher soll vor 150
Jahren nur Firn gewesen sein. Wahrscheinlich wird derselbe in
wenig Jahren den etwa 60 hohen Felswall, der seinen Absturz
umschließt, erstiegen haben, und dann binnen einigen Decennien
das ẽ/. Stunden entfernte Taubenkahr erreichen.
Eben so ist die Pasterze, der Gletscher des Großglockners,
vorgerückt, denn wo jetzt der Eissee am gruͤnen Thor ist, waren
noch vor 15 Jahren sumpfige Wiesen. Gleichfalls am Glockner
wurde 1799 die Salmshütte fast unmittelbar an der Morräne des
Leitergletschers erbaut; bis 1820 wich derselbe an 50 Schritte
von ihr zurück, bald aber rückte er wieder vor. 1827 übernachtete
man noch in derselben, 1829 ward sie von dem Schutt der Mor—