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wir hörten lange Zeit nichts, bis eines Tages alle Glocken
in der Stadt läuteten und auch im ganzen Lande, wie sie sagten.
Ls war eine große Schlacht gewesen, und unsere hatten gewonnen,
und mein Ludwig war — tot!
„Der erste!" sagte mein Hlter.
wieder ging eine Zeit hin, und einmal kam das Kanonen¬
schießen so nahe, daß die Leute vor das Tor liefen, es zu hören,'
natürlich liefen mein Gottfried und ich mit. Da kamen bald aus
der Gegend her, wo es so rollte und donnerte, wagen mit ver¬
wundeten, Freund und Feind durcheinander, und immer mehr und
mehr. Die wurden alle in die Stabt gebracht.
„Herr, mein Heiland!" muß ich auf einmal ausrufen, „ist das
nicht der piär von damals, von Hnno Lechs?"
Richtig, er war's. Mit abgeschossenem Bein lag er auf dem
Stroh und wimmerte ganz jämmerlich. „Den nehm' ich mit," sagte
mein HIter und bat ihn sich aus, und wir brachten ihn hier ins
Haus. Da kurierten wir ihn. Hls er besser wurde, hatte mein Mann
oft seine Reden mit ihm. Einmal war der Franzos oben auf, einmal
• mein HIter. Da hieß es plötzlich, die Deutschen seien wieder ge¬
schlagen und der Napoleon abermals (Obermeister. Mein HIter sah
den Wilhelm bedenklich an, als ginge er mit sich zu Rat' als aber
in der Nacht die Sturmglocken auf allen Dörfern läuteten, wußte
ich, was geschehen würde, und weinte die ganze Nacht, und am
Morgen zog auch mein Wilhelm fort mit den grünen Jägern zu
Fuß. vorher aber führte ihn mein HIter noch an das Rett des
Franzosen und sagte: „Das ist der zweite!" — Der Franzos
schaute ganz kurios drein und sagte gar nichts, sondern drehte sich
nach der wand. nl
Das Kanonenschießen kam nun nicht wieder so nah, und der
Wilhelm schrieb von großen Schlachten, wo viele tausend Menschen
zu Tode kamen, aber er nicht, und die Briefe kamen immer ferner
her, und auf einmal standen gar welsche Namen darauf. Die brachte
mein HIter dem Franzos herauf, der nun schon ganz gut deutsch
konnte, und sagte lachend zu ihm: „Nun, Gevatter! Nit raus? nit
raus?" Und der Franzos machte ein gar erbärmlich Gesicht und
sagte, den Brief in der Hand: „Das sein mein Limatsort, da wohnen
mein Vater und mein Mutter!" Mein HIter aber saß am Bett und
rechnete an den Fingern: „Eins, zwei, vier — acht. Hcht Jahr,
Gevatter Franzos! warum habt ihr meine zwölf nicht genommen?"