Full text: [Teil 4 = 5. Schulj, [Schülerband]] (Teil 4 = 5. Schulj, [Schülerband])

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Andrang, das kleine Riedbruch verschwand ganz, auf dem einzigen Hofe 
Klostersee ertranken 350 Kühe. 
Und ähnlich wie hier bot die ganze weitgestreckte Ostseeküste ein 
Bild der Zerstörung; es war, als ob ein Todesengel an ihr entlang 
gegangen wäre. Einzelne kleine Ortschaften wurden gänzlich vom 
Erdboden getilgt, Tausende von Wohnhäusern zertrümmert; weite, 
fruchtbare Landstrecken lagen mit ödem Schlamm und Geröll überdeckt; 
Wasser und Erde hatten sich in einen unfruchtbaren Brei ineinander 
gemischt, für gewinnbringenden Anbau auf Jahre lang unbrauchbar. 
Vielfach lagen die Schiffe, von der Windsbraut fortgeschlendert, auf dem 
festen Land, und ihr Kiel furchte den Boden, über den bis dahin nur 
der Pflug hingegangen war; einzelne waren in nahe gelegne Waldungen 
geworfen, wo sie wie ein Wrack zwischen den Bäumen festsaßen. Ungeheuer 
waren die Verluste an Vieh, das ertrunken, an Booten und Netzen der 
Strandbevölkerung, an Hausgerät und allem, was durch Gebrauch 
und Andenken dem Menschen lieb und wert ist; in Schleswig-Holstein 
allein überstieg der Verlust an Privateigentum 3 Millionen Mark. 
Und nicht selten weinte der seiner Habe Beraubte auch noch um das 
Leben eines in der Sturmflut dahingerißnen Angehörigen. 
Wunderbar war die Rettung eines Knaben. Als das Lotsenhaus 
am Strande von Fehmarn von den Wogen zerstört war, trug die Flut 
das noch zusammenhaltende Gebälk des Daches in die offne See hin¬ 
aus. Daran klammerten sich der Lotse und sein Weib und ihr drei¬ 
zehnjähriger Sohn. Aber nach einigen Stunden erlahmten die Kräfte 
der vom eisigen Sturm halberstarrten Menschen. Eine Welle spülte 
zuerst die Frau hinunter in die Tiefe des Meeres, eine andre ver¬ 
schlang bald danach den Lotsen. Nur der Knabe hielt sich auf dem 
wunderbaren Fahrzeug, ja, er hatte die Besonnenheit, die noch haftenden 
Ziegel des Daches abzulösen und in die See zu schleudern um auf 
diese Weise das Gebälk zu erleichtern. So trieb er ohne Nahrung und 
Schlaf, einsam und hilflos, von der Kälte des Windes und der 
spritzenden Wogen erstarrt, über 24 Stunden in der schaurigen Öde 
des Meeres umher; zweimal sah er die Sonne aufgehen, und noch 
immer kam keine Rettung. Endlich gewahrte ihn und sein seltsames 
Fahrzeug der Kapitän eines französischen Schiffes; der menschenfreund¬ 
liche Mann setzte unter großer Gefahr ein Boot aus, und es gelang 
ihm, den Knaben, der wie durch ein Wunder so lange das Leben ge> 
fristet hatte, zu retten. Er brachte ihn in den Kieler Hafen hinein, 
und hier erholte sich das Kind unter sorgsamer Pflege so rasch, daß es 
schon nach wenigen Tagen in die Heimat zurückgesandt werden konnte.
	        
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