Full text: Für die unteren Klassen (Bd. 1, [Schülerband])

283 
rief, die Hände gen Himmel gestreckt, die Götter zu Zeugen seiner 
Unschuld an, legte sich über das Lager des Königs und beschwor ihn, 
getrost zu sein und sich auf ihn ganz zu verlassen. Die Arznei wirkte 
anfänglich mit großer Heftigkeit auf den Körper, so daß der Kranke 
Bewußtsein und Sprache verlor und nur noch sehr schwache Zeichen 
des Lebens von sich gab. Bald aber zeigten sich wohltätige Wirkungen; 
der König wurde wiederhergestellt und erschien, sobald es seine Kräfte 
erlaubten, wieder unter seinen Mazedoniern, welche sich nicht eher von 
ihrer Mutlosigkeit erholten, als bis sie Alexander selbst gesehen hatten. 
b) Rom. 
111. Äneas. 
(Ludwig Stacke, Erzählungen aus der römischen Geschichte.) 
Als die Griechen auf den Rat des Odysseus mit Hilfe des hölzernen 
Pferdes Troja in ihre Gewalt bekommen hatten, entrann Aneas, der 
Sohn des Anchises und der Göttin Venus, mit seinem Vater und 
seinem Sohne dem allgemeinen Verderben. Göttersprüchen vertrauend, 
durchsegelte er mit seinen Gefährten das weite Meer, um sich im 
fernen Westen eine neue Heimat zu suchen. Nach jahrelangen Irr¬ 
fahrten, auf denen er wunderbare Abenteuer und Mühsale aller Art 
zu bestehen hatte, landete er endlich in. Latium, einer Landschaft an 
der Westküste von Italien. Hier wohnte das Volk der Aboriginer, 
über die König Latinus herrschte. 
Die göttliche Abkunft des Aneas und das verhängnisvolle Schicksal 
der Trojaner bewogen den König, die Fremdlinge freundlich auf¬ 
zunehmen und dem Aneas seine Tochter Lavinia zur Gemahlin zu 
geben. Aneas baute eine Stadt und nannte sie seiner Gemahlin zu 
Ehren Lavinium. Doch dem Latinus und den neuen Ankömmlingen 
drohte noch ein schwerer Kampf. Turnus, der König der Rutuler, 
dem Lavinia früher verlobt gewesen war. sah mit Unwillen, daß ihm 
der Fremdling Aneas vorgezogen ward, und beschloß, Rache zu nehmen. 
Es kam zum Kriege; auf der einen Seite stand Turnus mit seinen 
Rutulern, auf der andern Aboriginer und Trojaner unter Latinus 
und Aneas. Turnus ward geschlagen, aber die Trojaner und Aboriginer 
hatten den Verlust des Latinus zu beklagen, der im Treffen geblieben 
war. Nun ward Aneas König und verband Trojaner und Aboriginer, 
die einander an Treue und Liebe zu ihrem Herrscher nichts nachgaben, 
zu einem einzigen Volke mit dem Namen Latiner. Im Vertrauen 
aus die Liebe seines Volkes konnte Aneas der Erneuerung des Kampfes
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.