Roland Schildträger. Der Schwanritter.
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„Lim Gott, Äerr Vater, zürnt mir nicht,
daß ich erschlug den groben Wicht,
derweil Ihr eben schliefet!"
Ludwig Uh land.
83. Der Schwanritter.
Der Äerzog Gottfried von Brabant war gestorben, ohne männliche
Leibeserben zu hinterlassen; er hatte aber in einer Llrkunde bestimmt,
daß sein Land der Herzogin und seiner Tochter verbleiben sollte. Äieran
kehrte sich jedoch Gottfrieds Bruder, der mächtige Herzog von Sachsen,
wenig; denn er bemächtigte sich, aller Klagen der Witwe und der Waise
ungeachtet, des Landes, das ja nach deutschem Rechte auf keine Weiber
forterben könne.
Die Herzogin beschloß daher bei dem Könige zu klagen, und als
bald darauf Karl nach Niederland zog und einen Reichstag zu Neu¬
magen (Nimwegen) am Rhein halten wollte, kam sie mit ihrer Tochter
dahin und begehrte Recht. Dahin war auch der Sachsenherzog ge¬
kommen, um sich zu verantworten. Es ereignete sich aber, daß der
König durch ein Fenster schaute; da erblickte er einen weißen Schwan,
der schwamm den Rhein herab und zog an einer silbernen Kette, die
hell glänzte, ein Schifflein nach sich. In dem Schiffe aber ruhte ein
schlafender Ritter, sein Schild war sein Hauptkissen, und neben ihm
lagen Helm und Halsberg; der Schwan steuerte gleich einem geschickten
Seemann und brachte sein Schiff an das Gestade. Karl und der ganze
Hof verwunderte sich höchlich über dieses seltsame Ereignis; jedermann
vergaß der Klage der Frauen und lief hinab dem Llfer zu. Unterdessen
war der Ritter erwacht und stieg aus der Barke; wohl und herrlich
empfing ihn der König, nahm ihn selbst bei der Land und führte ihn
gegen die Burg. Da sprach der junge Held zu dem Vogel: „Flieg
deinen Weg wohl, lieber Schwan! Wenn ich deiner wieder bedarf,
will ich dich schon rufen." Sogleich schwang sich der Schwan auf
und fuhr mit dem Schifflein aus aller Augen hinweg. Jedermann
schaute den fremden Gast neugierig an; Karl ging wieder auf feinen
Richterstuhl und wies jenem eine Stelle unter den anderen Fürsten an.
Die Herzogin von Brabant zur Seite ihrer schönen Tochter hub
nunmehr ausführlich zu klagen an, und hernach verteidigte sich auch
der Herzog von Sachsen. Endlich erbot er sich zum Kampfe für fein
Recht; die Herzogin solle ihm einen Gegner stellen, um das ihrige zu
bewähren. Da erschrak sie heftig; denn er war ein auserwählter Held,