568
Emil von Schönaich-Carolath.
5. Den Toten gönne das finstre Reich,
Sie fordern Seelenmetten;
Dich aber umschlingen voll und weich
Des Lebens Rosenketten."
6. „Siehst, Mutter, den Reiter du sprengen im Hag,
Gefolgt von schnappenden Doggen?"
„Ich sehe nur flimmern den Nachmittag
Und im Windstoß wogen den Roggen."
7. „Ach, Mutter, der grinsende Tod sprengt an
Auf klappernden Rosseshufen" . . .
„Mein Kind, dich täuscht ein Brausen im Tann
* Und des Türmers Stundenrufen."
s Es stürzen die Gäste den Goldpokal,
Die Blicke lachen und flammen;
Da flieht die schöne Braut zum Saal,
Erbleicht und bricht zusammen.
s. Aufschreien Herren wie Gesind',
Zum Tor die Gäste drängen,
Das Schloß wird leer; der Sommerwind
Singt in den öden Gängen.
io. Es ragt, von brütender Schreckenslast
Erstarrt, das Schloß aus den Eiben;
Die Fahnen senken sich halbmast,
Der Abend brennt in den Scheiben.
Dichtungen, S. 157 ff.
353. Der schwarze Hanns.
Ein Försterhaus. Herbstabend. Um die Giebel
Stößt der Novemberwind. Im niedern Saal,
Dem rauchgeschwärzten, saßen am Kamine
Mein Freund und ich. Das derbe Jägermahl
s War just beendet, durch das Zimmer zog
Schon blauer Duft, und in den Gläsern blinkte
Das Kirschenwasser. Am Getäfel stand
Der alte Förster, aus dem Maserkopfe
Ingrimmig dampfend, dann und wann ein Wort
io Still vor sich brummend. Lächelnd schob mein Freund
Das Glas ihm hin: „Trink, Alter, laß die Grillen
Für heute ruhn! Du hast kein Recht zu schmollen