6
Gottes, wird er auch bezeugt als unser Heiland. Darum schließt sich an die Botschaft:
„Er ist auferstanden" sofort den Auftrag: „Saget es seinen Jüngern und Petro".
Für sie ist dieser Sieg erkämpft. Für sie ist die Erlösung vollendet. Die Auferstehung
des Herrn wird der einzig zureichende Grund, auf dem er seine Gemeinde bauen kann.
Aus dem geöffneten Grabe steigt die Kirche Jesu Christi empor.
Vergegenwärtigen wir uns — was wäre aus den Jüngern geworden ohne die
Auferstehung? Sie würden ohne Zweifel in gewissem Sinne mit der Zeit sich wieder
zurecht gefunden haben. Daß er ein Prophet war, mächtig von Taten und Worten, das
hätte ihnen kein Pharisäerurteil erschüttert. Daß ein Anstoß zu einer ewigen Bewegung
von ihm auf sie ausging, das konnte keine hohenpriesterliche Verwerfung in Frage stellen.
So hätten sie in gewissem Sinne noch ihren Glauben bewahrt; vielleicht hätten sie auf
seine Wiederkunft gehofft von Jahr zu Jahr; aber — wenn sie nun ausblieb, wenn
Jahr um Jahr mit vergeblichem Harren verstrich, wenn einer nach dem andern darüber
hinweg starb?-Nein, wir sind sicher — Jünger hätten sie mit solchem Hoffen
nicht erworben; die Welt hätten sie nicht erobert. Evangelien hätten sie nicht geschrieben.
Ruhmlos und klanglos wäre nach etlichen Jahren die neue Religion wieder ins Grab
gelegt worden wie ihr Meister, ohne daß man auch nur nötig gehabt hätte, ihr noch
einmal den Ruhm einer Verfolgung zu gönnen.
Und nun sehet die Apostel an. Was sie zusammenschart als den heiligen Stamm
eines neuen Gottesvolkes, was sie auftreten läßt mutig, kühn, ja unüberwindlich, das
ist lediglich — die Auferstehung des Herrn. Rein geschichtlich angesehen treten sie in
weitere Kreise zuerst hinaus mit der Botschaft seiner Auferstehung. Sie allein macht sie
zu Verkündern. Zeugen seiner Auferstehung zu sein, das ist ihr apostolischer Ehrenname.
Nur dies, daß er den auferstandenen Jesus gesehen, verleiht später einem Paulus ein
apostolisches Vorrecht. Nichts ist gewisser, als daß die Apostel unerschütterlich von der
Tatsache der Auferstehung Jesu Christi überzeugt waren. Das ist ihre Erfahrung.
Mögen die Gegner des Christentums mit der bedenklichen Ausrede sich abfinden, daß
alsdann eben die Gründung der christlichen Kirche aus einer Täuschung beruht. Sie
können denen, die in dieser Erfahrung stehen, nicht streitig machen, daß für sie diese
vermeintliche Täuschung eine Wirklichkeit voll Kraft und Leben ist. Denn nicht nur als
eine äußere Tatsache, die sie in einem einzelnen Momente erlebt, verkünden die Jünger
die Auferstehung des Herrn. Er ist auferstanden für die Seinen. Er wandelte nicht
mehr an ihrer Seite, aber er weilt gleichwohl als der Auferstandene in ihrer Mitte.
Er geht nicht mehr als ihr Vorbild ihnen voran, aber er tut mehr — er wird nun das
geistige Haupt seiner Erlösten. Er entbindet die Lebenskraft, die während seines irdischen
Wandels noch in ihm gehalten war, und durchdringt mit ihr die Herzen der Seinen.
Eine neue Art der Gemeinschaft entsteht; die Lebenskräfte der Auferstandenen scharen
seine Gemeinde zusammen. Die Gemeinschaft derer, die berührt und durchdrungen werden
von der Lebensmacht des auferstandenen Heilandes, ist seine Kirche.
Daher denn auch die wunderbare, unüberwindliche Kraft, welche dieser unscheinbaren
Gemeinde inne wohnt — es ist der lebendige Herr selbst, der in den Seinen lebt,
kämpft, siegt. Man kann die Bekenner töten, aber nicht den Herrn. Man kann irgend
eine zeitgeschichtliche Form des Christentums ins Grab legen — das ist geschehen und
wird noch oft geschehen —, aber nicht Christum selbst. Nicht die Lehren, welche
Christus ausgesprochen hat, haben die Welt erobert und seine Kirche gebaut, sondern
der lebendige Herr. Nichts ist wunderlicher, als wenn man heute diese Lehren festhalten,
aber den Heiland als unwesentlich auf die Seite schieben will. Das heißt ein Haus