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nötig waren und es heute noch sind, überall ein Fahrwasser von ge¬
nügender Breite und Tiefe herzustellen und zu erhalten, damit auch
bei niederem Wasserstand die Großschiffahrt noch aufrecht erhalten
bleiben könne. So wird es der Strecke, die wir bis jetzt durchfuhren,
niemand leicht ansehen, wieviele Millionen gleich einem anderen
Nibelungenhort auch hier in den Rhein versenkt worden sind.
Und sieh, da ist die Stadt der Nibelungen, mit ihrem schönen
Dom, ihrem Lutherdenkmal und ihren mittelalterlich-reichsstädtischen
Erinnerungen, das aufblühende Worms. Nasch führt uns der Schlepper
daran vorbei, dem „goldenen Mainz" mit seinem uralten vom ent¬
gegen und von da in den gesegneten, weinberühmten Nheingau hinein.
Ein plötzlich niedergehender Regen verhüllt mir die Gegend und
vertreibt mich von meinem aussichtsfreien Platze auf dem verdeck in
die Schiffswohnung hinab.
„Ihnen ist der Regen gewiß lieber als mir", sag' ich zu dem
Schiffer- „denn bei der Trockenheit der letzten Wochen ist der wasser¬
stand sicher sehr zurückgegangen." Doch er verneint und belehrt mich,
daß die ersten Sommermonate für die Schiffahrt nicht die schlimmen
seien. Sie schmelzen den Schnee der Rlpen und führen dem Rhein
genügend Wasser zu, selbst wenn es in seinem übrigen Gebiet wenig
regnet.
Line Stunde und länger hielt der Regen an, dann brach noch
einmal freundlich und warm die Abendsonne hervor, breit öffnete sich,
wie ein See, mit grünen Inseln und rebenreichen Ufern der Strom.
Rüdesheim, der Rochusberg und das liebliche Bingen und auf der höhe
zur Rechten in großartiger Pracht, die Rrone in der Germania Hand
von den letzten Sonnenstrahlen beglänzt, das Nationaldenkmal auf
dem Niederwald. Der Mäuseturm nähert sich rasch, seine ausgesteckte
rote wahrschauflagge zeigt uns das Bingerloch frei zur Durchfahrt.
Da ist es schon, das gefürchtete. Nun, heute hat es viel von
seinem üblen Ruf verloren. Man hat die quer durchs Strombett ge¬
lagerte Felsbarre so weit ausgesprengt, daß ein Fahrwasser von
dreißig Metern Breite entstand. Lin zweites Fahrwasser am linken
Ufer erleichtert außerdem den Schiffsverkehr.
Ls wird allmählich dunkel, und vor Raub, im Angesicht des
Blücherdenkmals, legt unser Schleppzug nieder. Schiffsleute find Früh¬
aufsteher, und ich nehme mir vor, gleichfalls früh bei der Hand zu
sein. Aber die frische Wasserluft hatte es mir angetan,' ich schlief fest
und lange, und als ich erwachte, da war der sagenbekannte Lurlei-
felsen — auch er schreckt heute den Schiffer nicht mehr — bereits vor¬
bei. Dafür klang und fang mir's allüberall aus den altersgrauen
Städtchen und Ortschaften mit ihren Rirchen und Rapellen, aus den
Trümmern alter Ritterburgen auf den Bergen, aus jedem Winkel
dieser schroffen Felsenhöhen mit ihren dem kleinsten Lrdfleckchen ab¬
gerungenen Rebpflanzungen von freundlichen und traurigen Geschich¬
ten und Märchen aus alten Zeiten. In diesen Ton dringt bei dem
prächtigen Roblenz — der Niederwald hat ihn schon angeschlagen —