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Bayern
Sei mir gegrüßt, du Wappenfeld
An Bayerns altem Chrone!
Wie Bayerns Löwe fest dich hält,
So halten wir zur Krone.
Sei mir gegrüht, mein Vaterland,
Durch alle deine Marken,
Wo Volk und fürst, vereint durchs Band
Der Liebe, mub erstarken.
Sei mir gegrüht in Kampf und Streit,
Gegrübt in schön'rem Frieden,
Wir sind zu aller Zeit bereit
Dir Gut und Blut zu bieten.
Englert.
158. Bayern.
Kaum ein anderes Land bietet einen so reichen Wechsel der
VNatur, eine solche Fülle der verschiedensten Produkte, ein so mannig—
fach geartetes Volksleben als unser Bayerland. Die ganze Stufen—
leiter der Bodengestaltung vom eis⸗ und schneeumstarrten Hochgebirge
bis zum welligen Hügellande, von der rauhen Hochfläche bis zur
milden Tiefebene finden wir hier vertreten.
Dort erblicken wir das Hochgebirge der Alpen mit seinen
majestätischen Bergriesen, seinen schimmernden Schneefeldern, seinen
saftigen Almen, seinen klaren Seen und seinen schäumenden Rinnen
und Bergflüssen; hier breitet sich eine große, von mächtigen Wasser—
adern durchfurchte Hochfläche aus, auf welcher anmutige, wald—
bewachsene Höhenzüge mit ausgedehnten Ebenen abwechseln. Wenn
diese auch hie und da Sumpflandschaften, Heideflächen, magere
Triften und ärmliche Kiefernbestände zeigen, so sind sie doch meist
fruchtbares Getreideland oder fetter Wiesengrund, dann und wann
unterbrochen durch dunkelgefärbte Waldstrecken. Da wieder steigen
aus der Ebene allgemach die vielfach verzweigten Höhen des Mittel—
gebirges auf, bekleidet mit dem dunkleren Gewande der Nadelholz—
oder mit dem helleren der CLaubholzwaldungen. Hier windet sich
in sorgsam gepflegten Anpflanzungen an einem Walde schlanker
Stangen die würzige Hhopfenranke empor und dort, wo die Sonne
ihre Strahlen glühender zur Erde sendet, schmücken blühende Obst—
haine die Talgründe und üppige Rebengelände die Höhen.
Wenn die alten Deutschen meinten, das Land sei glücklich zu
preisen, in dem folgende fünf W gefunden würden: Wald, Wiese,
Wasser, Wein und Weizen, dann darf man Bayern gewiß ein ge—
segnetes CLand nennen; denn an alledem fehlt es bei uns nicht und
wir können daher gewiß mit Zufriedenheit auf unser Heimatland
blicken. Sind auch nicht alle Gegenden Bayerns gleich freigebig
von der Vatur bevorzugt, so stiefmütterlich ist doch auch leine be—
dacht, daß sie ihren Bewohnern nicht wenigstens den nötigsten Lebens—
bedarf darböte. Weitaus die Mehrzahl der Einwohner erfreut sich
eines befriedigenden Wohlstandes und Lebensgenusses. Die Behäbig—
keit des altbayerischen Bauern ist sprichwörtlich geworden und doch
ist es eine Frage, ob der Hopfenbauer Mittelfrankens oder der Wein—
bergbesitzer vor der Hart sich in einen Tausch mit ihm einließen. Bei