Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

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durch Salz und Gewürze und durch den Einfluß des Feuers weicher, wohl— 
schmeckender und leichter verdaulich. Das Tier nimmt von Flüssigkeit nur 
Wasser zu sich, wie es die Quelle, der Sumpf oder der Strom ihm darbieten. 
Der Mensch bereitet sich allerlei künstliche Getränke, die seinem Gaumen schmecken 
und auf seine Nerven wirken. 
Während das Tier in Bezug auf seine Nahrung vom Zufall und vom 
bloßen Instinkte abhängt, sorgt der Mensch im voraus für dieselbe. Der Magen 
ist der Weltbeherrscher; ihm derdanken wir zunächst unsere ganze Gesittung, weil 
Ackerbau, Viehzucht, Fischerei und Jagd ohne ihn nicht vorhanden wären; ohne 
ihn gäbe es weder Gewerbe noch Handel und Verkehr. Das nächste Bedürfnis 
für jeden Menschen ist, den Hunger zu stillen, und dieses Bedürfnis ist der erste 
Antrieb zur Thätigkeit. Zum Hunger gesellt sich das Bedürfnis der Kleidung 
und Wohnung. 
Columbus wollte auf einem nähern Wege Indien suchen, um die Produkte 
dieses Wunderlandes und Gold, als das Mittel, die leiblichen Bedürfnisse leicht 
und schnell zu befriedigen, bequemer nach Europa zu bringen. Er fand Amerika. 
Alle Kolonien waren und sind vorzugsweise Ackerbaukolonien, dazu gegründet, 
die Summe der vorhandenen Nahrungsmittel zu vergrößern und Erzeugnisse 
zur Befriedigung der leiblichen Bedürfnisse, als Baumwolle, Tabak 
liefern. Weit über fünf Sechstel des ganzen Menschengeschlechts mühen sich ab 
für das tägliche Brot, müssen arbeiten, um den Hunger zu stillen, der tagtäglich 
wiederkehrt. 
Der Bewohner der warmen und heißen Klimate wird von der Natur, 
welche in jenen Gegenden besonders die Vegetabilien entfaltet, vorzugsweise zum 
Genusse von Pflanzenspeisen angehalten. In der Gluthitze der tropischen Sonne 
ist vor allen Dingen kühlende, erfrischende Nahrung notwendig. Es bedarf 
ferner der Mensch in den warmen Ländern nicht viel zum Leben, das ihm 
viel leichter wird als den Söhnen des rauhen Nordens und der gemäßigten 
Gegenden. Er ruht im Schatten der Palme, welche ihm eine gesunde Nahrung 
gibt, und seinen Durst löscht er an der nächsten Quelle. Sein Haus baut er 
aus Bambusrohr, und seine Kleidung besteht in einem leichten Tuche oder auch 
nur in einer Matte, welche er nachlässig um den Leib schürzt. Auf manchen 
Inseln der Südsee, z. B. dem schönen Otaheiti, bilden Obdach und Kleidung 
nur Luxusartikel, und an Nahrung fehlt es niemals. Wo keine Palmen oder 
Getreidearten vorhanden sind, da wüchst der Brotbaum, den die Insulaner 
jeuer großen Eilandflur leicht fortpflanzen und den sie veredelt haben. An 
allen Küsten jener Insel erhebt sich dieser nützliche Baum; auf den Gewürzinseln 
leben die Aermern faft ausschließlich von den Kernen der samentragenden Brotfrucht, 
welche wie Kastanien in glühender Asche geröstet oder in Wasser gekocht werden. 
Wie mühsam ist dagegen das Leben des Jägers, des Hirten, des Fischers, 
des Ackerbauers oder Winzers unter den kälteren Himmelsstrichen. Er muß das 
nze Jahr hindurch im Schweiße seines Angesichts arbeiten, für Kleidung und 
Obdach und Vorräte auf den Winter sorgen. Bei der schweren Arbeit und 
bei der rauheren Luft muß er mehr und öfter essen als jene Südsee-Insulaner. 
In den heißeren Lündern ist mäßiger Genuß von Speisen eine Notwendigkeit, 
aus körperlichen und klimatischen Rücksichten. Der zarte Hindu am Ganges, 
in der bengalischen Tiefebene, wäre eine Beute des Todes, wenn er dem Mongolen 
nachahmen wollte, der bei einer Mahlzeit drei bis vier Pfund rohes Fleisch 
hinabwürgt und es ohne alle Unbequemlichkeit verdaut. Die Eskimos und 
Kamtschadalen bedürfen zum Schutz gegen die Kälte fettiger Speisen; sie trinken
	        
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