165
durch Salz und Gewürze und durch den Einfluß des Feuers weicher, wohl—
schmeckender und leichter verdaulich. Das Tier nimmt von Flüssigkeit nur
Wasser zu sich, wie es die Quelle, der Sumpf oder der Strom ihm darbieten.
Der Mensch bereitet sich allerlei künstliche Getränke, die seinem Gaumen schmecken
und auf seine Nerven wirken.
Während das Tier in Bezug auf seine Nahrung vom Zufall und vom
bloßen Instinkte abhängt, sorgt der Mensch im voraus für dieselbe. Der Magen
ist der Weltbeherrscher; ihm derdanken wir zunächst unsere ganze Gesittung, weil
Ackerbau, Viehzucht, Fischerei und Jagd ohne ihn nicht vorhanden wären; ohne
ihn gäbe es weder Gewerbe noch Handel und Verkehr. Das nächste Bedürfnis
für jeden Menschen ist, den Hunger zu stillen, und dieses Bedürfnis ist der erste
Antrieb zur Thätigkeit. Zum Hunger gesellt sich das Bedürfnis der Kleidung
und Wohnung.
Columbus wollte auf einem nähern Wege Indien suchen, um die Produkte
dieses Wunderlandes und Gold, als das Mittel, die leiblichen Bedürfnisse leicht
und schnell zu befriedigen, bequemer nach Europa zu bringen. Er fand Amerika.
Alle Kolonien waren und sind vorzugsweise Ackerbaukolonien, dazu gegründet,
die Summe der vorhandenen Nahrungsmittel zu vergrößern und Erzeugnisse
zur Befriedigung der leiblichen Bedürfnisse, als Baumwolle, Tabak
liefern. Weit über fünf Sechstel des ganzen Menschengeschlechts mühen sich ab
für das tägliche Brot, müssen arbeiten, um den Hunger zu stillen, der tagtäglich
wiederkehrt.
Der Bewohner der warmen und heißen Klimate wird von der Natur,
welche in jenen Gegenden besonders die Vegetabilien entfaltet, vorzugsweise zum
Genusse von Pflanzenspeisen angehalten. In der Gluthitze der tropischen Sonne
ist vor allen Dingen kühlende, erfrischende Nahrung notwendig. Es bedarf
ferner der Mensch in den warmen Ländern nicht viel zum Leben, das ihm
viel leichter wird als den Söhnen des rauhen Nordens und der gemäßigten
Gegenden. Er ruht im Schatten der Palme, welche ihm eine gesunde Nahrung
gibt, und seinen Durst löscht er an der nächsten Quelle. Sein Haus baut er
aus Bambusrohr, und seine Kleidung besteht in einem leichten Tuche oder auch
nur in einer Matte, welche er nachlässig um den Leib schürzt. Auf manchen
Inseln der Südsee, z. B. dem schönen Otaheiti, bilden Obdach und Kleidung
nur Luxusartikel, und an Nahrung fehlt es niemals. Wo keine Palmen oder
Getreidearten vorhanden sind, da wüchst der Brotbaum, den die Insulaner
jeuer großen Eilandflur leicht fortpflanzen und den sie veredelt haben. An
allen Küsten jener Insel erhebt sich dieser nützliche Baum; auf den Gewürzinseln
leben die Aermern faft ausschließlich von den Kernen der samentragenden Brotfrucht,
welche wie Kastanien in glühender Asche geröstet oder in Wasser gekocht werden.
Wie mühsam ist dagegen das Leben des Jägers, des Hirten, des Fischers,
des Ackerbauers oder Winzers unter den kälteren Himmelsstrichen. Er muß das
nze Jahr hindurch im Schweiße seines Angesichts arbeiten, für Kleidung und
Obdach und Vorräte auf den Winter sorgen. Bei der schweren Arbeit und
bei der rauheren Luft muß er mehr und öfter essen als jene Südsee-Insulaner.
In den heißeren Lündern ist mäßiger Genuß von Speisen eine Notwendigkeit,
aus körperlichen und klimatischen Rücksichten. Der zarte Hindu am Ganges,
in der bengalischen Tiefebene, wäre eine Beute des Todes, wenn er dem Mongolen
nachahmen wollte, der bei einer Mahlzeit drei bis vier Pfund rohes Fleisch
hinabwürgt und es ohne alle Unbequemlichkeit verdaut. Die Eskimos und
Kamtschadalen bedürfen zum Schutz gegen die Kälte fettiger Speisen; sie trinken