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zur Unsterblichkeit reifet, und wie sie im Prunk und Tand der
Erden unreif verwelket.
Wäge doch, Menschheit, wäge doch den Werth des Lebens auf
dem Todbette des Menschen! — Und du, der du den Armen
5. verachtest, bemitleidest und nicht kennst, sage mir, ob der also
sterben kann, der unglücklich gelebt hat? Aber ich schweige, ich
will euch nicht lehren, Menschen! Ich Hütte nur dies gern, daß ihr
selber die Augen aufthätet, und selbst umsähet, wo Glück und Un¬
glück, Segen und Unsegen in der Welt ist.
10. Gertrud tröstete den armen Rudi, und sagte ihm noch den
letzten Wunsch der edlen Mutter, den er in seinem Jammer nicht
gehört hatte. Der Rudi nimnit treuherzig ihre Hand — Wie mich
die liebe Mutter reuet! wie sie. so gut war! — Gertrud! gelt, du
willst auch an ihre Bitte denkeil?
15. Gertrud. Ich müßte ein Herz haben wie Stein, wenn ich's
vergessen könnte. Ich will an deinen Kindern thun, was ich kann.
Rudi. Ach! Gott wird dir's vergelten, was du an uns thun wirst.
Gertrud kehrt sich gegen das Fenster, wischt ihre Thränen
vom Angesicht, hebt ihre Augen gen Himmel, seufzet, nimmt dann
20. den Rudeli und seine Geschwister, eins nach dem andern, mit
warmen Thränen bei der Hand, besorgt die Todte zu Grabe, und
geht erst, nachdem sie Alles, was nöthig war, gethan hatte, wieder
in ihre Hütte.
34. Der Kriegs
25. In den ersten Tagen des Mai führte ein Vater seine Kinder
Alwin und Theodor, in das Freie hinaus. Der Weg gieng eine
lange Allee hinab, an deren Ende ein öffentlicher Garten lag. In
seinen weit geöffneten Thüren sahen sie schon von fern ein buntes
Gewühl von Menschen, welche aus- und eingiengen, und eine lustige,
30. aus dem Innern schallende Musik lud die Spazierenden ein, an den
Vergnügungen des Gartens Theil zu nehmen.
Es war ein Sonntag, und eine Menge vergnügter Menschen
vergaß hier die Arbeiten und Mühen der vergangenen Tage. Viele
spazierten müßig in den breiten Gängen auf und ab und genossen
35. den lauen Abend, der aus dem frischen Laube und den Blüthen der
Bäume süße Düfte hervorlockte. Männer wandelten mit Weibern;
und vor ihnen hüpften ihre Kinder oder tummelten sich in fröhlicher
Verwirrung auf den Grasplätzen umher. Alle schienen von einem
Geiste friedlicher Eintracht und ruhigen Genießens beseelt. Die
40. fröhlichen Töne, die sie umzogen, die heitern Strahlen der Abend¬
sonne und die anmuthigen Düfte, die aus tausend Blumen empor¬
stiegen , schienen alle Gemüther erheitert und in ein süßes Vergessen
ihrer Sorge gewiegt zu haben.
Allmählig verlor sich die größere Menge, und die laute Musik
Friedrich Jacobs.