Full text: [Teil 5 = achtes (und neuntes Schuljahr)] (Teil 5 = achtes (und neuntes Schuljahr))

Sahn den Gärtner und erkannten 
An der Narb' ihn im Gesicht, 
An der Narbe, die dem Feldherrn 
Statt der Schätze, statt der Lor— 
beern 
Einzig blieb als Ehrenmal. 
9. Allsobald ward er gerufen; 
Es erjauchzt' das ganze Heer. 
Vor ihm ging der Feinde Schrecken, 
Ihm zur Seite Sieg und Ruhm. 
Stillen Sinns nahm er den 
Palmzweig, 
Gab die Lorbeern seinen Treuen, 
Seinen Tapfersten im Heer. 
10. Als nach ausgefochtnem Kriege 
Jetzt der Siegestanz begann, 
Drãängt mit zween seiner Helden 
Eine Mutter sich hervor: 
„Vater, nimm hier deine Kinder! 
Feldherr, sieh hier deine Söhne, 
Mich, dein Weib, Eugenia! 
11. Wie die Löwin ihre Jungen 
Jagt' ich sie den Räubern ab. 
Nachbarlich in dieser Hütte, 
Komm und schau! — erzog ich sie, 
Glaubte dich uns längst verloren 
Deine Söhne, mir statt deiner, 
Deiner wert erzog ich sie. 
12. Als die Post erscholl vom Kriege, 
Rufend deinen Namen aus, 
Auferweckt vom Totentraume 
Rüstet' ich die Jünglinge: 
Zieht, verdienet euren Vater! 
Streitet unerkannt und werdet, 
Werdet eures Vaters wert! 
13. Und ich seh', sie tragen Kränze, 
Ehrenkränze dir zum Ruhm, 
Die du unerkannt den Söhnen, 
Nicht als Söhnen, zuerkannt. 
Vater, nimm jetzt deine Kinder! 
Feldherr, sieh hier deine Söhne 
Und dein Weib Eugenia!“ — 
14. Was die Schickung schickt, er— 
trage! 
Wer ausharret, wird gekrönt. 
Placidus, der stillgesinnte, 
Lebet noch in Hymnen jetzt; 
Christlich wandt' er seinen Namen; 
Seinen Namen nennt die Kirche 
Preisend Sankt Eustachius. 
86. Maria Theresia. 
Ludwig Häusser. Deutsche Geschichte. 2. Aufl. Leipzig, 1859. 
War für Preußen mit dem Jahre 1740 ein bedeutungsvoller 
Wendepunkt eingetreten, so war dies in nicht geringerem Umfange 
mit Ofterreich der Fall. Nicht nur eine neue Dynastie, deren fast 
französische Beweglichkeit und deren unruhiger Unternehmungsgeist bis— 
her ebenso weltkundig gewesen war wie die phlegmatische Starrheit der 
Habsburger, ward jetzt durch die letzte habsburgische Prinzessin in 
das alte Erbe des Kalserhaufes eingeführt; auch diese letzte Fürstin 
des scheidenden Geschlechts selber war eine andere, als ihre Ahnen 
seit Jahrhunderten gewesen. Es drang ein neuer Lebensstrom in 
diesen alten Organismus ein, der seine Kraft und Beweglichkeit er— 
staunlich förderte; es machte sich mit einem Male das eifrige Bestreben 
geltend, das lange Versäumte rasch, oft selbst mit ungeduldiger Hast 
nachzuholen. Daͤs alte Osterreich der Ferdinande und Leopolde ver— 
schwand; aus äußeren Erschütterungen und inneren Gärungen begann 
ein neues zu entstehen.
	        
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