Full text: Gedichtsammlung aus den letzten 150 Jahren deutscher Dichtung (Teil 3, [Schülerband])

166 
Herwegh — Hesekiel. 
Belehret kehrt' Simplicius zurück 
Zur muntern Thätigkeit und sah fortan 
Im großen Ameishaufen dieser Welt 
Die Gottesstadt, die, oft sich unbewußt, 
Im Wirken fürs Gemeine lebt und webt, 
Niemand für sich, für alle jedermann. 
Werke. II, S. 80 f. 
Georg Herwegh. 
209. Rheimveintied. 
1. Wo solch ein Feuer noch gedeiht, 
Wo solch ein Wein noch Flammen speit, 
Da lassen wir in Ewigkeit 
Uns nimmermehr vertreiben. 
Stoßt an! stoßt an! Der Rhein, 
Und wär's nur um den Wein, 
Der Rhein soll deutsch verbleiben. 
2. Herab die Büchsen von der Wand, 
Die alten Schläger in die Hand, 
Sobald der Feind dem welschen Land 
Den Rhein will einverleiben! 
Haut, Brüder, mutig drein! 
Der alte Vater Rhein, 
Der Rhein soll deutsch verbleiben. 
3. Das Recht' und Link', das Link' und 
Recht', 
Wie klingt es falsch, wie klingt es schlecht! 
Kein Tropfen soll, ein feiger Knecht, 
Oktober 1840. 
210. 
1. Die bange Nacht ist nun herum, 
Wir reiten still, wir reiten stumm 
Und reiten ins Verderben. 
Wie weht so scharf der Morgenwind! 
Frau Wirtin, noch ein Glas geschwind 
Vorm Sterben, vorm Sterben! 
2. Du junges Gras, was stehst du grün? 
Mußt bald wie lauter Röslein blühn, 
Mein Blut ja soll dich färben. 
Den ersten Schluck, ans Schwert die Hand, 
Den trink' ich, für das Vaterland 
Zu sterben, zu sterben! 
Des Franzmaims Mühle treiben. 
Stoßt an! stoßt an! der Rhein, 
Und wär's nur um den Wein, 
Der Rhein soll deutsch verbleiben. 
4. Der ist sein Rebenblut nicht wert, 
Das deutsche Weib, den deutschen Herd, 
Der nicht auch freudig schwingt sein Schwert, 
Die Feinde aufzureiben. 
Frisch in die Schlacht hinein! 
Hinein für unsern Rhein! 
Der Rhein soll deutsch verbleiben. 
5. O edler Saft, o lauter Gold, 
Du bist kein ekler Sklavensold! 
Und wenn ihr Franken kommen wollt, 
So laßt vorher euch schreiben: 
„Hurra! hurra! der Rhein, 
Und wär's nur um den Wein, 
Der Rhein soll deutsch verbleiben." 
Gedichte. I, S. 26. 
Reiterlied. 
3. Und schnell den zweiten hinterdrein, 
Und der soll für die Freiheit sein, 
Der zweite Schluck vom Herben! 
DiesRestchen —nun, wem bring' ich's gleich? 
Dies Restchen dir, o römisch Reich, 
Zum Sterben, zum Sterben! 
4. Dem Liebchen — doch das Glas ist leer, 
Die Kugel saust, es blitzt der Speer; 
Bringt meinem Kind die Scherben; 
Auf! in den Feind wie Wetterschlag! 
O Reiterlust, am frühen Tag 
Zu sterben, zu sterben! 
Gedichte. I, S. 24 f. 
Hesekiel. 
George 
211. Prinz Friedrich Kart vor Milsunde. 
i. Die Winternebel zogen Von grauem Schleier umflogen 
Gespenstig über die Schlei, Lag die Brückeubastei.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.