Full text: [Teil 7 = Klasse 3, [Schülerband]] (Teil 7 = Klasse 3, [Schülerband])

des lebhaften, schon von südländischer Heiterkeit durchwehten Lebens der 
Bevölkerung, so versteht man den Stolz, mit dem der Franzose auf Paris 
blickt, und begreift, daß es alljährlich das beliebte Wanderziel für viele 
Fremde aus aller Herren Ländern bildet. 
Aber wenn man einige Tage in Paris geweilt, all die Stätten besucht 
hat, an die sich reiche geschichtliche Erinnerungen knüpfen, die Museen mit 
ihren reichen Kunstschätzen kennt und ebenso die herrlichen Schlösser, wie 
Versailles und St. Cloud, mit ihren großen Parkanlagen, so sehnt man 
sich doch endlich wieder heraus aus dem lauten Geräusch und Getriebe 
der Weltstadt und ist nicht betrübt, wenn hinter einem am fernen Rande 
des Gesichtskreises der Eiffelturm verschwindet und das freie Land uns 
wieder aufnimmt. Wir streben diesmal der Normandie zu, jener eigen-- 
tümlichen, von Sage und Geschichte umkränzten Halbinsel, an deren felsigen 
Küsten die Wogen des Meeres branden. Das Innere des Landes bildet 
meist eine wellenförmige, von mannigfachen Tälern durchzogene Hochfläche, 
die ziemlich reich angebaut ist oder aber von großen Wiesen oder kleineren 
Wäldern bedeckt wird. Merkwürdige Städte, unter denen Caen die be¬ 
deutendste ist, liegen im Lande zerstreut und haben bei ihrer Abgeschiedenheit 
vom Weltverkehr in der Bauart ihrer Häuser und in den Sitten ihrer 
Bewohner viel Fremdartiges aus früheren Zeiten sich bewahrt. Von ganz 
besonderer Artung aber ist der Küstenstrich dieser Halbinsel und der süd¬ 
wärts in den Ozean vorragenden Bretagne. Sie steht unter dem Einfluß 
des warmen Golfstromes, der hier gegen den Kanal hin vordringt und 
die Küsten bespült. So besitzen denn diese Gebiete ein Klima, das mit 
seinem Pflanzenwuchs an dasjenige der Mittelmeerländer erinnert, aber im 
übrigen regenreicher ist. In den Parkanlagen und Gärten der norman¬ 
nischen Küsten sieht man hohe Drachenbäume, Kamelien und andere süd¬ 
liche immergrüne Bäume im Freien stehen. Die Bevölkerung dieses Ge¬ 
bietes, auf dem sich früh das germanische Volk der Normannen auf seinen 
kühnen Fahrten ansiedelte, ist durch den beständigen Kampf mit dem Meere, 
den sie als Fischer und Seefahrer zu bestehen haben, wetterfest und gestählt. 
Die jungen Leute der Normandie und Bretagne liefern deshalb auch der 
französischen Kriegs- und Handelsmarine die besten Matrosen. 
111. HmiUfdaitl. Von Ijeinridi Hldcgrcver. 
Velhagen & Klasings Monatshefte. 20. Jahrgang. (1905/6.) 2. Band. 8. 633. 
fOtä nach Bonn oder auch nach Cöln hinunter ist der Rhein ein 
-V? Romantiker: Burgen, Dome, Reben, Lieder und Sagen geben ihm 
das Geleite. Von Cöln an wird das anders. Der Held und Sänger 
wandelt sich allmählich zum holländischen Bauern und Reeder. Die schlanken 
Glieder dehnen sich ins Breite, es fällt ihm lästig, gegen Bergriesen zu 
kämpfen, er zieht einen gemächlichen Wandel und einen geruhigen Schlaf 
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