Full text: [Teil 4 = Siebentes (und achtes) Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 4 = Siebentes (und achtes) Schuljahr, [Schülerband])

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III. Griechen und Römer. 
vorhanden war, so dienten die darin befindlichen Gemächer nur etwa 
für das Gesinde oder als Vorratskammern, an Stelle unserer 
Schränke. 
So war denn das altrömische Bauernhaus sehr einfach, eigentlich 
ärmlich; es enthielt in seinen Räumen, welche möglichst ausgenutzt 
wurden, wenig Bequemlichkeit, die Einrichtung war höchst einfach, 
wie freilich der Hausrat des antiken Hauses überhaupt nicht so 
mannigfaltig war wie der des modernen. Man konnte mit solchen 
Wohnungen eben nur in Zeiten der größten bäuerlichen Einfachheit 
und der bescheidensten Verhältnisse sich begnügen, wobei auch zu be¬ 
denken ist, daß der Römer sich weit mehr außerhalb als innerhalb des 
Hauses aufhielt. In dieser einfachen, bäuerlichen Weise müssen die 
Römer der früheren Zeit gewohnt haben, ein Titus Quinctius Cin- 
cinnatus, ein Fabricius, ein Manius Curius Dentatus, welche ja wohl 
vom Pflug weg an die Spitze der Gemeinde und des Heeres traten 
und gelegentlich von fremden Gesandten angetroffen wurden, wie sie 
eigenhändig ihr Kraut und ihre Rüben am Herde des Atrium kochten. 
Aber die Zeit der Bedürfnislosigkeit und Genügsamkeit ging vorüber, 
und als Ron: anfing, seine Herrschaft über Italien und darüber hin¬ 
aus auszubreiten, da genügte das alte Atrium nicht mehr. Diese 
engen und dunkelen Räume, welche nur Lichtspalten hatten, durch die 
höchstens ein halbes Licht hereinfiel, mußten der späteren Zeit mehr 
und mehr dumpf und unwohnlich erscheinen, wie die engen, hinter 
den dumpfen, kalten Stadtmauern zusammengepreßten Häuser der 
mittelalterlichen Städte der Luft und Licht begehrenden Neuzeit nicht 
mehr zusagen können. So erfolgte denn eine Erweiterung des Hauses 
und zwar nach zwei Richtungen, nach hinten und nach oben; die 
Zeit dieser Erweiterung ist wohl hauptsächlich das dritte Jahrhundert 
vor Christus; in der Komödie, bei Plautus (um 200 vor Christus), 
ist sie bereits als vorhanden angenommen. 
Das alte, ärmliche Bauernhaus verwandelte sich in ein wohn¬ 
liches, stattliches Bürgerhaus und allmählich nach Umstünden in ein 
glänzendes Herrschaftshaus, einen Palast. Das Tablinum wird 
durchbrochen und bildet so einen Übergang zu den hinter ihm befind¬ 
lichen Räumen, in welchen ein Garten mit vier oder mehreren Säulen¬ 
hallen, mögen diese auch noch so bescheiden sein, mit Blumen, Bäumen 
und Brunnen angelegt wird. Aus dem Atrium, welches jetzt nur 
noch den vorderen Teil des Ganzen bildet, wird der Herd, die Küche 
entfernt; an die Stelle des Herdes tritt als symbolischer Ersatz ein
	        
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