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drei jüngeren. Die Mutter hatte das Zeitliche gesegnet; Leberecht
war Witwer.
Die Jungens hatten reihum die Stallwache; so wollte es der
Vater. In der dritten Nacht, nachdem der alte Bauer fort, schlief
Karl bei den Pferden. Plötzlich wachte er auf von einem Knistern
und Krachen.
Der ganze Stall ist voll Rauch, er sieht durch den Qualm
einen rötlichen Schimmer. Halbbetänbt rafft er fich auf, eilt ins
Wohnhaus, weckt die Brüder. Und nun machen sich die beherzten
Burschen daran das Vieh loszukoppeln. Das ist nicht leicht, denn
die Tiere sind störrisch, brüllen vor Angst und müssen an den Hörnern
zu der engen Stalltür herausgezerrt werden. Inzwischen kommen
schon Sparren und glühende Holzteile heruntergeregnet vom Dach¬
stuhle. Kaum ist die letzte Kuh aus dem Stalle gezogen, so bricht
das 'Gebälk krachend zusammen.
Nachbarn sind herbeigeeilt, man läuft und schreit durcheinander
Wo bleibt die Feuerwehr? Wo ist der Kommandant? — Man eilt
in das Schadesche Haus. Die Frau sagt, sie habe ihren Mann seit
Mittag nicht gesehen, er werde wohl unten im Gasthof sitzen.
Schon steht auch die Scheune in hellen Flammen, mit der
ganzen Ernte. Die Garben fliegen, als hätten sie Leben bekommen,
raketengleich zum Dache hinaus. Das Wohnhaus fängt in der
Holzverschalung an zu glimmen. Sämtliche Fenster sind gesprungen.
Die Jungens machen sich daran den Hausrat auszuräumen und
manche Hand ist ihnen dabei behilflich.
Jetzt kommt endlich die Feuerwehr angerasselt, die Spritze
wird an den Ententümpel gesetzt, schnell ist der Schlauch angeschraubt,
vier kräftige Männer stehen am Schwengel; auf Befehl des Kom¬
mandanten, der fich endlich auch herbeigefunden hat, beginnen sie
zu pumpen. Aber der Schlauch füllt sich nicht, bleibt trocken,
während doch der Sauger Wasser zieht. Noch einmal wird der Ver¬
such gemacht; kein Wasserstrahl kommt. Etwas am Pumpwerk muß
iu Unordnung geraten sein! Ist kein Schraubenschlüssel da? Natürlich
nicht! Ratlos stehen die Männer. Der Kommandant schimpft und
tobt und verflucht den Spitzbuben, der so etwas angestiftet hat;
denn hier liegt ein Bubenstück vor, darüber kann ja kein Zweifel sein.
Und währenddessen erfaßt die Flamme auch das Wohnhaus.
Bald brennt es lichterloh. Leberecht Riegel ist also zum Bettler
geworden; denn wie männiglich bekannt, hat er nicht versichert.