Full text: [Teil 6 = Klasse 4, [Schülerband]] (Teil 6 = Klasse 4, [Schülerband])

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Den ersten Morgen nach meiner Ankunft in Apia verwendete ich 
auf einen Spaziergang in die nächste Umgebung der Hauptstadt. Die 
Pflanzenwelt ist, wohin man auch seine Schritte lenken mag, eine echt 
tropische. Neben der Kokosnußpalme tritt in erster Linie der Brotfrucht¬ 
baum hervor, dann die Orange, die Banane, der Mangobaum und die 
Hackfrucht. In den feuchten Niederungen treffen wir die von den Ein¬ 
geborenen angebaute Tarowurzel, verschiedene Arten Jams, Zuckerrohr 
und vielfach wildwachsend auch die Ananas. Alles gedeiht in einer 
beispiellosen Üppigkeit; das herrliche Land ist geradezu das verhätschelte 
Lieblingskind der Mutter Natur. 
Unter dem Schatten rauschender Palmen, umgeben von Bananen 
und prächtig gedeihendem Zuckerrohr, auf einem sauber gehaltenen, kies¬ 
bestreuten Platze fand ich die ersten samoanischen Hütten. Etwas An¬ 
heimelnderes, Einladenderes als diese hübschen, sorgsam gebauten Be¬ 
hausungen eines nach unsern Begriffen unzivilisierten Volkes habe ich 
kaum irgendwo in der zivilisierten Welt, geschweige denn unter Wilden 
gefunden. Das regelmäßig gewölbte, aus den Blättern des Zuckerrohrs 
hergestellte Dach von ovaler Form wird von in die Erde gesenkten, 
170 cm daraus hervorragenden und etwa 150 cm voneinander entfernt 
stehenden, rundbehauenen Holzpfosten getragen. 
Die Häuser bestehen aus einem einzigen großen, gleichzeitig als 
Empfangszimmer, Speisesaal und Schlafgemach dienenden Raum, der 
nachts durch Jalousien aus Palmenblattstreifen geschlossen wird, tagsüber 
aber nach allen Seiten offen ist, so daß die Seebrise ungehindert hindurch¬ 
streichen kann. Zieht sich der Samoaner gelegentlich zum Schlafen unter 
einen allseitig geschlossenen Tapavorhang zurück, so will er sich damit 
nicht den Blicken seiner Nebenmenschen, sondern den Stichen der Mos¬ 
kitos entziehen, die auch hier mit der Zivilisation ihren Einzug gehalten 
haben. 
Der Flur des Hauses wird von einer 16 bis 20 cm hohen Aus¬ 
schüttung loser Kieselsteine gebildet, aus die eine Schicht Korallen oder 
kleiner, von der See rundgewaschener Steine zu liegen kommt. Hierüber 
werden Matten gebreitet, und damit ist eine Lagerstätte geschaffen, wie 
man sie sich besser kaum wünschen kann. Man muß eben in Samoa 
gewesen sein, muß in einem samoanischen Hause gerastet haben, uni zu 
wissen, wie sanft sich's auf Steinen ruhen läßt. Seitlich vom Mittel¬ 
pfeiler des Hauses, der meist von einem gegabelten Baumstamm gebildet 
wird, befindet sich ein kleiner, aus Lehm geformter Herd, der indessen 
nicht Küchen-, sondern Beleuchtungszwecken dient. Das Kochen wird in 
dem in einiger Entfernung vom Wohnhause gelegenen Kochhause besorgt. 
Wie mit wenig Arbeit, so kommen die Samoaner auch mit 
wenig Hausrat aus. Außer den schon erwähnten Matten und Tapa- 
vorhängen finden wir als Wasserbehälter etwa ein halbes Dutzend aus-
	        
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