1100—1517.
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monds VII. des Sohnes Raimond VI, Grafen in Toulouse,
ihr Haupt zu erheben, wurde Ludwig VIII, der Sohn und
Nachfolger Philipps II (1223^1.226) von der Kirche zu einem
neuen Kreuzzuge gegen die Albigenser aufgerusen. Der König,
dem der Adel Nordfrankreichs folgte, hatte bereits einen großen
Theil des Landes der Ketzer erobert, als er krank ward
und starb (1226). Die Familie Montfort hatte ihm ihre
Ansprüche auf die Grafschaft Toulouse abgetreten. Nai-
mond VII mußte einen großen Theil seiner Grafschaft dem
Sohne Ludwigs VIII, Ludwig IX (1226—1270) abtreten,
dasUebrige fiel seiner Tochter Jostanna zu, welche den Bruder
des Königs, Alphons, heirathete. Die Macht des Köni'gsthums
wurde auf die Weise in Südfrankreich durch Erwerb dieser
großen und reichen Langstrecken befestigt.
Ludwig IX, der Heilige, war ein Mann, dessen fast
mönchische Frömmigkeit, unbefleckte Rechtschaffenheit und kräftiger
Charakter ihm großen Einfluß, sowohl in Frankreich, als bei den
Königen Europas verschaffte. Obwohl seine schwärmerische Sehn¬
sucht ihn beständig nach dem heiligen Lande hintrieb (p. 88)
sorgte er doch mit Kraft für die Erweiterung der königlichen
Macht, selbst der Kirche gegenüber: durch eine pragmatische
Sanction (1268) gab er der französischen (gallikanischcn)
Kirch^eflimmte Gerechtsame rücksichtlich ihres Verhältnisses zum
Papste. Er gab eine Sammlung von Gesetzen für die Do-
maincn des Königs heraus; zwar waren die Vasallen nicht ver¬
pflichtet sich diesen Gesetzen zu unterwerfen, allein nach und nach
erlangten sie doch Gültigkeit, auch für die Staaten der Vasallen
und trugen dazu bei, die Macht der Krone über die Lehen zu
heben. Ludwig der Heilige starb im Lager vor Tunis;
das letzte Wort, welches seine Umgebungen ihn aussprechen hörten,
war ein sehnsuchtsvoller Seufzer nach Jerusalem (1270).