Full text: [Theil 1, [Schülerband]] (Theil 1, [Schülerband])

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Hauptgetreidearten Afrikas sind die Durrha oder Mohrenhirse 
(auch Kafferkorn genannt), die kleine Negerhirse und die gemeine 
Hirse, die in dem glühheiszen Boden gut gedeihen und nur 
geringe Sorgfalt fordern. Die Bewohner dieser Hirseländer 
stehn wieder tiefer als die Reisländer. — Amerika baut 
vorzugsweise Welschkorn (Mais), ein schweres Nahrungsmittel, 
das in jenem Erdtheile gleichfalls nur geringe Wartung und 
Pflege erheischt und einen viermal gröszeren Ertrag gibt als 
der Weizen. Als die Europäer Amerika entdeckten, fanden sie 
nur einige Völker, die so weit vorgeschritten waren, dasz sie 
sich auf Ackerbau verstanden und denselben regelmäßig trieben. 
Alle übrigen waren Fischer- oder Jägervölker; sie hatten es 
nicht einmal bis zum Hirtenwesen gebracht. 
Die Bewohner des australischen Inselmeers bedürfen 
keines Getreides, da die Brotfrucht ihnen völlig genügt. Auch 
besitzen sie an der Sagopalme einen guten Ersatz für Reis 
oder Mais, denn ihr Stamm enthält eine außerordentliche 
Menge schwammigen Markes, das ein eßbares Mehl und das 
sogenannte Sagobrot liefert. Überhaupt hat der gütige Schöpfer 
die tropischen Länder mit den Palmen, deren Königin die reiche 
Kokospalme ist, so reichlich gesegnet, dasz sie von denselben 
zugleich Gemüse und Butter, Mehl und Obst, Kleidung und 
Gerätschaften ernten. Dagegen sind die Länder der gemäßigten 
Zone wieder reich mit Kirschen, Birnen, Äpfeln, Aprikosen, 
Pfirsichen, Pflaumen usw., mit dem Ölbaum, mit der Kastanie 
nnd dem Nuszbaume gesegnet; sie haben mancherlei Gemüse 
zur gesunden Abwechselung mit Fleischspeisen, und das Fleisch 
selber ist in den gemäßigten Klimaten am wolschmeckendsten; 
am Äquator wird das Fleisch unseres Rindes zähe und leder¬ 
artig. 
So wie die Mäßigkeit im Essen für den Südländer eine 
Nothwendigkeit ist, ebenso ist sie es auch für das Trinken. 
Der Bewohner des Nordens darf sich in dieser Beziehung weit 
mehr erlauben und ungestrafter das Masz überschreiten. In 
Südeuropa und bei Asiaten gilt Trunkenheit für eine der 
abscheulichsten Sünden. In nördlichen Ländern wird man den 
Menschen niemals von dem Genusse gegorener Getränke 
abgewöhnen, und selbst der Morgenländer, dem der Genuß 
von Wein untersagt ist, berauscht sich im Opium, der Indianer 
Weitet sich aus dem Saft seiner Palmen einen Wein, der 
Chinese ein Bier aus Reis, der Amerikaner seinen Cliika aus 
Welschkorn. Die Mongolen trinken gegorene Stutenmilch, die 
gleichfalls berauscht; die Samojeden, Kamtschadalen und Ost- 
jaken bereiten durch Aufgüsse auf den giftigen Fliegenschwamm 
ein Getränk, das sie tagelang berauscht erhält, in eine kriegerische 
Wuth versetzt, aber dann auch die traurigste Abspannung 
folgen läßt. 
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