Full text: Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der pfälzischen Volksschulen

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Da knackt unter unseren Füßen ein dürres Reis; wie ein elek— 
trischer Schlag durchzuckt es die Panzermuskeln der Igelfamilie und 
da liegen sechs zusammengerollte Kugeln vor uns. Noch weichen wir 
nicht vom Platze und stehen regungslos. Nach wenigen Minuten ent— 
rollt die Alte ihren Stachelmantel und ihrem Beispiele folgen die 
Kleinen, die erst seit kurzem befähigt sind den Mantel über die verletz— 
baren Körperteile zu ziehen. Sie trippeln der Familienwohnung zu. 
gier sind freilich die Jungen nicht zur Welt gekommen. Ihre 
Geburtsstätte war ein seit Jahren unterhöhlter Hügel, ungefähr 
hundert Schritte von dieser Wohnung entfernt, inmitten von Gestrüpp 
und Gestein. Dort hatten wir die tagalten Kleinen entdeckt. Beim 
Untersuchen der Wohnung hörten wir die ängstlich besorgte Mutter 
ein trommelartiges Knurren ausstoßen, ähnlich wie es der Dachs hören 
läßt. Die nackten Jungen mit verschlossenen Ohren und Augen konnten 
kaum sieben Zentimeter lang sein und die in weicher, dehnbarer Haut— 
lage steckenden weißen Stacheln waren eben im Durchbrechen. Das Nest, 
das äußerlich aus einer festeren Laub- und Moosschicht bestand, 
war inwendig mit feinerem Gras und Moos ausgelegt. Wir griffen 
zur Schonung der Jungen sehr behutsam in das Familienheiligtum ein 
und entfernten uns alsbald wieder, nachdem wir die äußere Ordnung 
hergestellt hatten. Nach einigen Tagen sahen wir zum zweitenmal nach 
den Igeln und fanden ihre Stacheln schon ziemlich weit der Haut ent— 
wachsen. Acht Tage später zeigte sich uns das Nest leer. Nach längerem 
Suchen fanden wir die ganze Familie hier im neu errichteten, aber 
sehr lose und nachlässig geformten Nachtlager. Die besorgte Alte hatte 
ihre Jungen in Sicherheit gebracht, unzweifelhaft im Maule hierher 
geschleppt. 
Sehr rührig war die Pflegerin die mehrere Wochen alten 
Kleinen mit Nahrung zu versehen. Hier wurden Puppe, Käfer, Schnecke 
und Wurm erbeutet, dort wurde nach Engerlingen und Mäusen ge— 
wühlt, dort endlich Grille, Heuschrecke, Eidechse und Blindschleiche ge— 
fangen. Bei allen diesen Unternehmungen offenbart sich ein scharfer 
Geruch- und Gehörsinn. Unter treuer Mühwaltung, Pflege und An— 
leitung gelangen die jungen Igel bis zum Herbste zur vollkommenen 
Selbständigkeit und gehen nun getrennt ihre Wege. 
Adolf und Karl Müller. 
150. Der Maulwurf. 
Unter allen Tieren, die ihre Jungen säugen, ist der Maulwurf 
das einzige, das seiner Nahrung in dunklen Gängen unter der Erde 
nachgeht.
	        
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