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Kaum war der Greis zur Gruft gebracht,
so ward gegraben Tag und Nacht;
mit Hacke, Karst und Spaten ward
der Weinberg um und um gescharrt.
Da war kein Klotz, der ruhig blieb;
man warf die Erde gar durchs Sieb,
zog Harken in die Läng' und Quer'
nach jedem Steinchen hin und her.
Allein, es ward kein Schatz verspürt,
und jeder hielt sich angeführt.
Doch kaum erschien das nächste Jahr,
so nahm man mit Erstaunen wahr,
datz jeder Weinstock dreifach trug.
Da wurden erst die Söhne klugH
und gruben nun jahrein, jahraus
des Schatzes immer mehr heraus. Chr. von Schmiv.
205. Sorge für die Nachkommen.
Ein vornehmer Herr traf einen alten Mann an, der einen
Nußbaum pflanzte. Er ging auf den Greis zu und fragte, wie
alt er sei. „Über achtzig Jahre,“ war die Antwort, „aber
gottlob! noch gesund wie einer von dreißig!“ „Wie lange
gedenkst du denn zu leben,“ sprach der Herr weiter, „daß du
in solchem Alter noch junge Bäume pflanzest, die so spät Früchte
tragen? Warum machst du dir so vergebliche Arbeit?“
„Herr,“ gab der Alte zur Antwort, „ich bin zufrieden,
wenn ich die Bäume gepflanzt habe, ohne mich darum zu
bekümmern, ob ich oder ein anderer die Früchte derselben
genießen werde. Es ist billig, daß wir tun, wie unsere Väter
taten. Sie pflanzten Bäume, deren Früchte wir essen; da wir
nun der Väter Arbeit genossen haben, warum sollen wir gegen
unsere Nachkommen liebloser sein, als jene gegen uns waren?
Ich denke, was der Vater nicht genießt, das erntet der Sohn.“
206. Der Hufnagel.
Ein Kaufmann hatte auf der Messe gute Geschäfte gemacht, alle
Waren verkauft und seine Geldkatze mit Gold und Silber gespickt.
Er wollte jetzt heimreisen und vor Einbruch der Nacht zu Hause sein.
Er packte also den Mantelsack mit dem Gelde auf sein Pferd und ritt
fort. Zu Mittag rastete er in einer Stadt. Als er weiter wollte,
führte ihm der Hausknecht sein Rotz vor,'sprach aber: „Herr, am
linken Hinterfutz fehlt im Hufeisen ein Nagel." — „Latz ihn fehlen!"
erwiderte der Kaufmann. „Die sechs Stunden, die ich noch zu