Full text: [Teil 2 = Mittel- und Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Mittel- und Oberstufe, [Schülerband])

188. Die Bedeutung des Kochsalzes. 
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weißes, mit ermöglichen hilft und somit einen rascheren Umlauf der Säfte im 
Körper, eine schnellere Umwandlung der Nahrung in Blut zustande bringt. 
Zweitens aber fördert es mittelbar die Verdauung dadurch, daß es die Absonderung 
der Verdauungssäfte stark anregt, so stark, daß der Feuchtigkeitsverlust der 
Schleimhäute sich, wie allgemein bekannt, als Durst fühlbar macht. Die Wichtig— 
keit des Salzes hat denn auch die Menschheit von alters her erkannt. Unsere 
Altvordern gewannen Salz, indem sie das Wasser ihrer Salzquellen auf glühende 
Kohlen schütteten, nachher die aus Kohle, Salz und Asche gemischte Kruste ab— 
schabten und zum Würzen ihrer Speisen gebrauchten. Nicht selten führten ver— 
schiedene Stämme der Salzquellen wegen blutige Kriege. Man schätzt den jähr— 
lichen Salzbedarf eines Menschen auf 6-7 ks; doch sind die Angaben darüber 
schwankend. Auch ist der Salzverbrauch nicht in allen Ländern gleich. Während 
z.B. der Franzose sich mit 5,2 Rg jährlich begnügt, soll der Deutsche 13,1 Kg, 
nach einer älteren Schätzung sogar 19,8 kg verbrauchen. 
Damit scheint auf den ersten Blick in Widerspruch zu stehen, daß es 
Völker gibt und immer gegeben hat, welche den Gebrauch dieser Würze nicht 
kennen. Indes ist das nur Schein. Zunächst muß festgehalten werden, daß 
sowohl die pflanzlichen wie auch die tierischen Nährstoffe salzhaltig sind, letztere 
aber bedeutend mehr als erstere. Diejenigen Völker also, welche ausschließlich 
oder vorwiegend von Fleischnahrung leben, haben kein Salz nötig, den von 
Pflanzenkost lebenden ist es unentbehrlich. Die Samojeden 3. B., welche fast 
nur von Renntierfleisch sich nähren, genießen kein Salz, obwohl ihr Land ihnen 
solches bietet. Bei den meisten Negervölkern Südafrikas dagegen, die haupt— 
sächlich von Pflanzennahrung leben, gilt Salz für die größte Delikatesse. Auch 
die Tierwelt liefert Beweise dafür, daß die Verschiedenheit des Salzbedürfnisses 
bedingt ist durch die Verschiedenheit der Nahrung. Während 3. B. einem Kamel 
ein Stückchen Salz die liebste Leckerei ist und die Büffel Nordamerikas in großen 
Scharen an die salzigen Ufer des Missouri kamen, wo ihnen dann der Jäger 
auflauerte, kennen wir bei den Fleischfressern ein Bedürfnis nach Salz nicht. 
Die Bedeutung des Salzes für die Pflanzenwelt ist noch nicht überall fest— 
gestellt. Besieht man die Pflanzen am flachen Strande eines auch nur mäßig 
salzigen Meeres, so fällt das verkümmerte Aussehen sofort auf. Bei Hochwasser 
werden sie mit Salzwasser überspült, und das können sie nicht vertragen. Andere 
Pflanzen sehen wir dagegen sehr üppig gedeihen. .. Es sind die sogenannten Salz⸗ 
pflanzen, welche zu ihrem Leben einer gewissen Menge Kochsalz bedürfen. Auch 
in der Asche anderer Pflanzen findet man wohl eine geringe Menge Kochsalz, 
aber die Wissenschaft rechnet dasselbe zu den enthehrlichen Bestandteilen. Die 
Pflanze hat den Stoff nicht nötig; sie kann ihn nur nicht zurückweisen. Wenn
	        
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