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4. „Große Städte, reiche Klöster“
Ludwig, Herr zu Bayern, sprach —
„schaffen, daß mein Land dem Euren
wohl nicht steht an Schätzen nach.“
5. Eberhard, der mit dem Barte,
Württembergs geliebter Herr,
sprach: „Mein Land hat kleine Städte,
trägt nicht Berge silberschwer;
6. doch ein Kleinod hält's verborgen,
daß in Wäldern noch so groß
ich mein Haupt kann kühnlich legen
jedem Untertan in 'n Schoß!“
?. Und es rief der Herr von Sachsen,
der von Bayern, der vom Rhein:
„Graf im Bart, Ihr seid der reichste!
Euer Land trägt Edelstein.“
Justinus Kerner.
177. Luther in Worms.
1. Karl V., „das junge, edle Blut“, wie ihn Luther nennt, war ge—
wählt worden als Enkel Kaiser Maximilians, den das ganze Volk sehr geliebt
hatte. Aber er war ein Spanier, der nicht einmal recht Deutsch konnte.
Es erwies sich denn auch verhängnisvoll für die ganze Reformation, daß
Deutschland jetzt einen Kaiser hatte, der sein Volk und das Beste, was in
ihm lebte, nicht verstand. Alles lag dem Papste daran, Luther nicht mehr
zu Worte kommen zu lassen, sondern ihn ungehört zu verurteilen. Dagegen
hatte Kurfürst Friedrich der Weise den Kaiser bewogen, Luther zu hören,
und Karl hatte dem Kurfürsten gesagt, er solle ihn mitbringen auf den
Reichstag zu Worms. Als der Kurfürst für Luther fürchtete, es möge ihm
dort gehen wie einst dem Hus, antwortete Luther: „Wenn man mich ruft,
werde ich, soviel an mir ist, kommen, ob ich mich auch müßte krank hinführen
lassen; denn man darf nicht zweifeln, daß ich vom Herrn gerufen werde, wenn
der Kaiser mich ruft.“ Im März des Jahres 1521 erließ der Kaiser die Vor—
ladung; freies Geleit wurde ihm zugesagt. Komme er nicht, und widerrufe
er nicht, dann seien Kaiser und Reich einig, ihn als offenbaren Ketzer zu be—
handeln. Also auf Prüfung sollte es nicht ankommen. Luther war jedoch
entschlossen, hinzugehen, und ebenso entschlossen, nicht zu widerrufen, wenn
man ihn nicht überführe. Der Reichsherold Kaspar Sturm stellte ihm das
kaiserliche Schreiben zu; innerhalb 21 Tagen sollte Luther in Worms erscheinen.