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retten! Ich habe genug bekommen!" Der Herzog drängte sein Pferd
an das des Königs und faßte ihn um den Leib, damit er nicht aus
dem Sattel falle, bis sie aus dem Schlachtgetümmel seien. Unter¬
des aber — denn alles dies war die Sache einiger Sekunden — waren
feindliche Panzerreiter heran und feuerten, und während des Königs
brauner Hengst in den Hals getroffen ward und bäumend fortsetzte,
ward ein Pistol dem Herzoge so nahe am Haupte abgeschossen, daß
er es mit der Hand wegschlagen konnte und das Feuer ihm Haar
und Gesicht versengte. Dabei war der halbbewußtlose König von
ihm getrennt worden, und der Herzog floh, so gut er konnte. Der
König ward aus dem Sattel des bäumenden Hengstes geschleudert,
blieb im Steigbügel hängen, ward eine Strecke weit geschleift und
blieb endlich seitwärts von dem Reiterangriff auf dem Felde liegen.
Der Nürnberger Page Leubelfing allein hatte sich fortwährend zu
ihm gehalten; er sprang vom Rosse und bot es dem Könige an.
Der König streckte die Hand nach ihm aus, um an dieser Stütze auf¬
zustehen, aber der Knabe war zu schwach, den schweren Körper hin¬
reichend zu unterstützen, und der König war zu sehr geschwächt.
Götzische Reiter sahen den Auftritt, sprengten herbei und schrien:
„Wer ist der Verwundete?" Der Page schwieg, der König gleich¬
falls. Zornig stieß ein Reiter dem Pagen den Degen durch den
Leib, und der andere schoß dem Könige mit dem Pistole durch
den Kopf, und mit andern herzukommenden Reitern, die neue Schüsse
auf die Verwundeten feuerten, ging es nun ans Ausplündern. Nackt
blieben die Leiber auf dem halbgefrorenen Felde liegen.
Der reiterlose, braune Hengst, welcher verwundet im Felde um¬
herirrte, verriet den Schweden das Unglück, und Truchseß aus des
Königs Gefolge kam zu den Deutschen hinüber und brachte ihnen
die schreckliche Kunde. Herzog Bernhard übernahm den Oberbefehl,
sprengte unter die Schweden imb rief ihnen zu, der König sei tot.
„Für mich ist das Leben kein Leben mehr, wenn ich nicht blutige
Rache nehmen kann. Wohlan! Ein jeder, der es beweisen will, daß
er den König lieb gehabt, er stürme vorwärts, um dessen Tod zu
rächen!"
„Vorwärts!" schrie das ganze Heer, und ein allgemeiner Angriff
erfolgte mit solchem Ungestüm, mit solcher Will, wie ihn der ganze
Dreißigjährige Krieg kaum noch einmal gesehen. Das kaiserliche
Heer ward überall geworfen, und dessen allgemeine Flucht war nahe
— da hieß es: „Pappenheim kommt!" mrd dieser mächtige Name
machte das katholische Heer wieder fest. Wirklich kam er in vollem