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nach der Platane hin, aber nur eine kurze Strecke; denn der Star auf
dem Stängelchen wirst sich, ihn erwartend, trotziglich in Kampfstellung,
und seine Frau macht sich im Schlupfloche des Kastens so breit, daß
sie es fast ganz ausfüllt und drinnen sitzt wie Leonidas in den
Thermopylen. Der unternehmende Spatz schwenkt um und fliegt
eigenartig langsam und mit einer gewissen herausfordernden Ver—
achtung zu seinen Kameraden zurück; er hat seine Erfahrungen
gemacht und weiß, daß Stars Haare auf den Zähnen — bitte um
Entschuldigung! — Federn auf dem Schnabel haben und hält einst—
weilen die Vorsicht für der Tapferkeit bessern Teil.
Einige Tage lang werden es die Sperlinge versuchen, in den
Kasten einzudringen, aber die berechtigten Eigentümer sind schlau und
vorsichtig und lassen ihr Heim nicht aus den Augen. Eins der beiden
Tiere ist immer in der Nähe, wehrt selbst ab und ruft den Gatten zu
Hilfe. Endlich geben die zudringlichen Spatzen die Sache als —
los auf, und die Stare finden den verdienten Frieden.
William Marshall.
141. Der Löwenzahn.
Gern pflũcken die Kinder das weibe, wollige Köpfehen des
Lõwenzahns ab. Es wird gebildet dureh sehr viele Samen-
körnehen, auf welchen feine Stielehen sitzen, die oben einen
zarten, weihen Federkranz haben. Die Kinder blasen gern diese
Samenkörnchen in dio Lauft. So ziehen diese als Reisende
weithin in die Welt hinaus. Darauf lassen sie sich irgendwo
nieder, die einen auf der Wiese, die anderen am Wege. Jene
ziehen sogar über den breiten Fluß; diese steigen heimlich über
den Zaun und schlüpfen in den verschlossenen Garten; noch
andere siedeln sich auf den Straben und Plätzen des Dorkfes
an. — Was tut nun das Samenkörnlein, wenn seine Reise zu
Ende ist? Das braune Körnchen ist mit Widerhaken besetzt;
mit denen haftet es in der Erde. Der Wind weht Staub darũber;
der Regen bringt Wasser herzu, und nun beginnt das Körnchen
seine Arbeit. Unten senkt es eine starke Wurzel in die Erde;
zarte Vasern dringen nach allen Seiten in den Boden und
schaffen Nahrung herbei. Nun kommen die Blätter zum Vor-
schein. Sie bilden einen grünen Kranz; denn sie stehen rund im
Kreise. Jedes derselben ist lang und schmal, an beiden Seiten
eingeschnitten und mit grohen Zähnen versshen. Davon hat die
Pflanzo den Namen Löwenzahn erhalten. — Zur goldnen Blüte
führt ein runder, glatter Stengel hinan. Er ist bobl, und die