Full text: [Schuljahr 8, [Schülerband]] (Schuljahr 8, [Schülerband])

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und der arbeitsgierige Dampf durch Röhren zischte. Der Schwing— 
baum begann seine Aufwärtsbewegung und Potter stand noch 
immer ruhig und unzermalmt auf dem Zylinder, während der 
Riesenarm des Schwebebalkens zum nächsten Schlag ausholend 
den Armel seiner Jacke streifte. 
Sie waren beide ruhiger geworden. Berblinger suchte zu ver— 
stehen, was er sah, und schrie Keßler in die Ohren, was er verstand: 
dort über dem sausenden Feuer lag der Kessel, der den Dampf 
an die Maschine abgab, hier das Rohr, das ihn nach dem Zylinder 
leitete, in welchem sich der Kolben mit der Kolbenstange auf und 
ab bewegte. Diese hing an der Kette, die sie mit dem einen Arm 
des Schwingbaums verband, während am andern Arm das schwere 
Gestäng befestigt war, das zu den Pumpen im Schacht hinab— 
führte. Die Knaggen und Hebel, welche ein vom Schwingbaum 
auf und ab gezogener Rahmen in Bewegung setzte, öffneten und 
schlossen die Ventile, die den Dampf bald in den oberen bald in 
den unteren Zylinderraum eintreten ließen. Das aber ging so zu: 
Zuerst strömte der Dampf in den oberen Zylinderraum und drückte 
den Kolben nach unten. War der Kolben am Boden angelangt, 
so schloß sich das Einlaßventil und ein anderes öffnete sich, so daß 
der Dampf aus dem oberen in den unteren Zylinderraum treten 
konnte, während das Gewicht des Pumpengestängs am andern 
Ende des Schwingbaums den Kolben nach oben zog. War der 
Kolben wieder oben und aller Dampf im Zylinder infolge hiervon 
in den unteren Zylinderraum getreten, so schloß sich das Ventil 
zwischen dem oberen und unteren Raum und gleichzeitig spritzte 
eine kleine Hilfspumpe kaltes Wasser in den Zylinder, so daß sich 
der dort befindliche Dampf kondensierte und ein luftleerer Raum 
entstand, der den Kolben wieder herabzusaugen suchte. Wenige 
Sekunden nachher öffnete sich aber auch das Ventil wieder, das 
frischen Dampf in den oberen Zylinderraum zuließ, so daß sich 
der Kolben mit voller Kraft wieder abwärts bewegte und das 
Pumpengestänge aufs neue emporhob, worauf sich diese Bewe— 
gungen wie zuvor wiederholten. Das Gewicht des Pumpenge— 
stängs drückte die Grubenwasser in die Höhe; was die Feuer— 
maschine tat, war nach jedem Pumpenstoß das Gestäng wieder 
zu heben oder, in anderen Worten, die 40 Pferde zu ersetzen, die 
vordem an dem Pumpengestäng gezogen hatten. 
„Na, Keßler, verstehst du jetzt, wie das alles zusammen— 
hängt?“ fragte Berblinger, der sich in seinem Eifer heiser ge—
	        
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