Full text: Mit 27 Abbildungen (Teil 3 = (6. - 8. Schuljahr), [Schülerband])

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102. Wandrers Nachtlied. 
Der du von dem Himmel bist, 
alles Leid und Schmerzen stillest, 
den, der doppelt elend ist, 
doppelt mit Erquickung füllest, 
ach, ich hin des Treibens müde! 
Was soll all der Schmerz und Lust? 
Süßer Friede, 
komm, ach komm in meine Brust! 
Tohann Wolfgang von Goethe. 
103. Ein gleiches. 
Über allen Gipfeln 
ist Ruh'. 
In allen Wipfeln 
spürest du 
kaum einen Hauch; 
die Vögelein schweigen im Walde. 
Warte nur, balde 
ruhest du auch. 
Johann Wolfgang von Goethe. 
104. Abendlied. 
1. Abend wird es wieder; 
über Wald und Feld 
säuselt Frieden nieder, 
und es ruht die Welt. 
2. Nur der Bach ergießet 
sich am Felsen dort, 
und er braust und fließet 
immer, immer fort. 
3. Und kein Abend bringet 
Frieden ihm und Ruh', 
keine Glocke klinget 
ihm ein Rastlied zu. 
So in deinem Streben 
bist, mein Herz, auch du: 
Gott nur kann dir geben 
wahre Abendruh'. 
Heinrich Noffmann von Fallersleben. 
105. Der Sterne Deutung. 
Der Vater mit dem Sohn ist über Feld gegangen, 
sie können, nachtverirrt, die Heimat nicht erlangen. 
Nach jedem Felsen blickt der Sohn, nach jedem Baum, 
Vegweiser ihm zu sein im weglos dunklen Raum. 
bDer Vater aber bliekt indessen nach den Sternen, 
als ob der Erde Veg er woll' am Himmel lernen. 
Die Felsen blieben Stumm, die Bãume sagten nicehts; 
die Sterne deuteten mit einem Streifen Lichts. 
Zur Heimat deuten sie; wohl dem, der traut den Sternen! 
to Den Veg der Erde kann man nur am Himmel lernen. 
Friedrich Rückert.
	        
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