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einer Stange aufgespießt wäre, und läßt sich von den Erdbewohnern stets
nur von einer Seite besehen. Hierdurch aber erwächst ihm die große Un⸗
bequemlichkeit, daß er seinen ganzen Umlauf um die Erde vollenden muß,
um sich von der Sonne von allen Seiten beleuchten zu lassen, und da dies
291, Tage dauert, so sind ein Tag und eine Nacht auf dem Monde zu—
sammen so lang wie 29 Tage und 29 Nächte auf der Erde. Und das ist
wirklich langweiligi Einen Tag von 14 Tagen und 18 Stunden Länge
ließe man sich noch gefallen; aber eine Nacht, die ebenso lang ist?
6. Nun, gar so öde sind die Mondnächte nicht. Wie wir uns auf der
Erde am Mondschein erfreuen, so genießen wir auf dem Monde den schönsten
Erdschein. Der ist noch viel herrlicher und großartiger als das Licht des
Mondes in dunkler Winternacht. Wenn wir auf dem Monde Nacht haben,
so stehen wir zwischen Sonne und Erde und sehen diese Erde aufs pracht⸗
vollste im Sonnenlichte glänzen. Die Erdscheibe erscheint hier vierzehnmal
so groß als der Mond auf Erden. Dabei dreht sich diese Erde in einer Mond⸗
nacht vierzehnmal in der Runde. Wir sehen sie also von hier als ein
mächtiges, mild leuchtendes Gestirn, das viel großartiger aussieht als die
Sonne. Reizt also schon der Mondschein auf der Erde zum Schwärmen
an, wieviel mehr der Erdschein auf dem Monde. Doch es muß geschieden
sein, es bleibt uns keine Zeit zum Schwärmen. Beeilen wir uns, wieder
zur Erde zurückzukehren!
Hirts Deutsches Lesebuch. Ausg. B. UI. Neubtg.
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