Full text: Lesebuch für die Mittelklassen der Volksschulen

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schlüpfen ein und aus, übernachten in ihnen und singen auf 
den Sitzhölzchen ganz wie im Frühjahr, gerade als wollten 
sie noch einmal brüten. Dies treiben sie drei bis vier Wochen, 
je nach der Witterung; dann eilen sie wieder zu dem Haufen 
ihrer Jungen und verschwinden in einigen Tagen mit ihnen. 
Die wilden Gänse, Kraniche und andere große Vögel 
reisen in mehreren Familien mitsammen und in strenger 
Ordnung. Ein altes Männchen fliegt voran und ihm reihen 
sich die übrigen in zwei ganz genau abgemessenen schrägen 
Linien an, so daß der Zug ein gleichmäßiges, hinten offenes 
Dreieck bildet. Nach und nach wechselt der Vordermann 
mit einem andern ab, weil das Vorsliegen ihn mehr ermüdet 
als einen andern in der Reihe. 
c) Einige Vogelarten führen während des Zuges 
Prächtige Flugkünste aus. Indem sie nämlich in bedeutender 
Höhe gerade fortziehen, stürzt sich plötzlich ein Vogel gegen 
hundert Meter schnurgerade sausend herab. Ihm folgt ein 
anderer und in kurzer Zeit befindet sich der ganze Zug 
kaum mannshoch über der Erde. Hierauf heben sie sich 
wieder und bald beginnt dieses Spiel von neuem. Sie 
haben hierbei keinerlei Absicht, sondern es ist dies nur ein 
lustiges Vergnügen auf der Reise. 
Merkwürdig ist auch, daß die Zugvögel am liebsten 
gegen den Wind fliegen, wenn dieser nicht zu heftig ist. 
Tu letzterem Falle wird die Reise freilich sehr erschwert 
Und verzögert. Die Zahl der wandernden Vögel ist sehr 
groß; sie beträgt mehr als die der Standvögel und die 
verschiedensten Vogelarten stellen ihren Teil: Wasser- und 
Sumpfvögel, Singvögel und Raubvögel; Fleisch-, Körner- und 
Insektenfresser. Unsere Vögel ziehen teils südwärts teils südwest¬ 
lich teils westlich. Sie überwintern in den Ländern am Mittel¬ 
ländischen Meere, viele in Afrika, besonders die Sumpfvögel. 
Sie ziehen sowohl bei Tage als bei Nacht. Die 
großen und starken, welche keiüer besonderen Verfolgung aus- 
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