Full text: [Teil 6, [Schülerband]] (Teil 6, [Schülerband])

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Augustsonne und unter sorgsamer und mühevoller Pflege des Wein— 
gärtners oder Winzers ist sie herangereift. Die runde oder längliche 
Beere enthält mehrere in saftiges Fleisch gebettete Kerne, aus denen 
man wieder junge Pflanzen ziehen kann. Man bedient sich aber dieser 
Fortpflanzungsweise seltener; am häufigsten findet die Verinehrung des 
Weinstocks durch Senker oder Ableger statt. Es giebt sehr verschie— 
dene Arten von Weinstöcken; dieselben unterscheiden sich schon äußer— 
lich durch die Farbe ihrer Beeren, die entweder grün oder blau oder 
auch braun aussehen, noch mehr aber durch den Geschmack derselben. 
Die Weinernte oder Weinlese findet meist im September und 
Oktober statt. Der Oktober ist der eigentliche Weinmonat. Während 
desselben herrscht in allen Weinbau treibenden Gegenden fröhliches Leben. 
Winzer und Winzerinnen sammeln die reifen Trauben in Körbe oder 
Butten, bringen sie unter die Presse und gewinnen so den süßen Saft 
oder Most. Derselbe wird dann in große Fässer geschüttet und zur 
Gärung gebracht. Auf diese Weise entsteht das Getränk, das wir 
Wein nennen, der Genosse der Menschen bei frohen Festen, der soge— 
nannte „Sorgenbrecher“, das Labsal der Kranken und der Schwachen. 
Die Heimat des Weinstockes sind die wärmeren Gegenden der Erde. 
Allen voran im Weinbau steht Frankreich; ihm folgen Spanien und 
Portugal, Italien, Griechenland und Osterreich. Aber auch in Deutsch— 
land ist die edle Rebe schon seit Jahrhunderten eingeführt, obgleich sie 
hier gar oft von den Frühjahrsfrösten sehr zu leiden hat und die Traͤube 
bei den kurzen und kühlen Sommern zuweilen nicht recht ausreift. 
Der beste deutsche Wein wächst im Rheingau, wie schon das 
Dichterwort sagt: „Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre Reben.“ 
Aber der Rheinwein ist nicht der einzige gute Wein, den Deutschland 
erzeugt. Bekannt und berühmt sind auch die Mosel-, Main- Mark— 
gräfler⸗ und Pfälzerweine, und sogar an der mittleren Elbe, bei Meißen, 
wird in guten Jahren ein Getränk gewonnen, das nicht zu ver— 
achten ist. 
193. Die Gistpflanzen. 
Giftige Erzeugnisse giebt es in allen drei Naturreichen. Wer hätte 
nicht schon von giftigen Schlangen gehört, z. B. von der Klapper— 
schlange, deren Biß oft in wenigen Minuten tötet! Doch sind böse 
Gäste dieser Art in unserm Vaterlande gottlob! nicht häufig. Das 
Mineralreich liefert den schrecklichen Arsenik, aber der wird in der 
Regel in den Apotheken wohl verwahrt. Das Pflanzenreich dagegen 
hat sein Gift so offen ausgestellt, in Gärten, auf Wiesen und in Wäldern, 
daß eine Belehrung und Warnung den Unkundigen gar not thut, vor 
allem aber der Rat am Platze ist, nichts zu genießen, was man nicht kennt. 
Der Wasserschierling ist eine der gefährlichsten Giftpflanzen. 
Seine Wurzel hat einige Ahnlichkeit mit Sellerie oder auch mit Pastinak, 
und unverständige und naschhafte Kinder haben ihn oft dafür gegessen
	        
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