Full text: [Teil 2 = 4. und 5. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 4. und 5. Schuljahr, [Schülerband])

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Die Bewohner der Alb waren daher schon seit alter Zeit 
genötigt, das Regenwasser des Hauses und der Scheuer in ge— 
mauerte Brunnen zu leiten. Aus ihnen mußte es für den Haus- 
gebrauch mit einem Schöpfeimer wieder gehoben werden, der an 
einer hölzernen Stange oder an einem Seil befestigt war. Auber- 
dem legte man in den Niederungen, in denen das Wasser bei 
starfkem Regen zusammenlief, die Hülen oder Hülben an, an 
manchen Orten auch Raisen genannt, offene, flache Wasserbehãlter, 
die mit Ton ausgeschlagen waren. Dahin trieb man das Vieh zur 
Tränke. Von welcher Art das Wasser der Brunnen und vollends 
der Hülen war, kann man sich denken, wenn man sich erinnert, 
caß die Hãuser auf der Alb meist mit Stroh gedeckt waren und 
bei Regenwetter auch die Düngerstätten ihren Abfluß den Hülen 
zusandten. 
Wenn nun aber der Regen längere Zeit ausblieb, so ging das 
Wasser dieser künstlichen Sammelstãtten zu Ende, und es trat ein 
drũckender WVassermangel ein. Wãhrend der geschãftreichsten 
Zeiten mußten dann zahlreiche Fuhrwerke in die benachbarten 
Tãler geschickt werden, um Wasser in Fässern herbeizuschaffen. 
Wer kein geeignetes Fuhrwerk besab, mubte seinen Bedarf bei 
den Reicheren kaufen. Welch ein ungeheurer Nachteil dies für 
die Pflege der Reinlichkeit und Gesundheit und für das ganze 
Erwerbsleben der Alb war, ist leicht einzusehen. Wehe aber, 
wenn in einer solchen Zeit des Wassermangels auch noch ein 
Brand ausbrach! Dann stieg die Not aufs Hõchste; müßig mubte 
man zusehen, was das verzehrende Element den armen Bewohnern 
noch übrig lassen werde. 
Da faßte im Jahre 1866 Oberbaurat Ehmann in Stuttgart den 
Plan, die Alb dadurch mit Wasser zu versorgen, dab das Vasser 
einiger starker Quellen der Nachbartãler mit Druckwerken künstlich 
auf die Hochfläche des Gebirges gehoben, in groben Behãltern 
gesammelt und von diesen aus durch gubeiserne Röhren den ein- 
zelnen Ortschaften zugeführt werde. Aber statt mit Freuden auf 
diesen Vorschlag einzugehen, verhielten sich fast alle Gemeinden 
geradezu ablehnend. Der treuen Fürsorge des Königs Karl und 
den Bemũühungen der Regierung war es zu danken, daß eine kleine 
Gruppe von Alborten sich entschlob, einen Versuch zu machen. 
Am 17. Mai 1870 wurde die Arbeit begonnen, und schon am 
17. Februar 1871 sprang in den drei Dörfern Justingen, Ingstetten
	        
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