Full text: [Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband])

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Kaum hatten die Kinder am andern Morgen gefrühstückt, so wollten sie 
schon hinüber zum Onkel; mit Mühe hielt die Mutter sie zurück, bis es Zeit 
war. Endlich, endlich war es Mittag, und die Kinder eilten zum Onkel, 
so schnell sie konnten. Wie erstaunten sie, als in Onkel Roberts Haus alles 
so aussah, wie immer. Sie konnten die Essenszeit kaum erwarten. Suppe, 
Fleisch und Gemüse waren verzehrt, und voll Ungeduld schauten die Kinder 
nach der Tür. Sie ging auf, und was erschien? — Ein ganz ge— 
wöhnlicher Pudding, nicht ein bißchen größer, als jeder andere Pudding. 
»Aber, lieber Onkel,« rief Fritz sehr enttäuscht aus, »das ist ja 
gar kein Pudding, wie du uns einen versprochen hastl. — »Doch, 
mein Junge,« erwiderte der Onkel. »Aber Onkel, wie kannst du denn 
sagen, daß mehr als tausend Menschen an dem Pudding geholfen 
hätten?« — »Erst iß einmal ein tüchtiges Stück, Fritz,« sagte der Onkel, 
»und dann nimm dir ein Blatt Papier und eine Bleifeder, und rechne 
die Leute zusammen, die mir geholfen haben, diesen Pudding fertig zu 
machen.« — Verwundert gehorchte Fritz und sah den Onkel erwartungs— 
voll an. »Zuerst,« sagte dieser, »brauchen wir Mehl zu diesem 
Pudding; wie viel Leute haben uns wohl das herbeischaffen helfen? 
Der Acker mußte gepflügt und besäet und geeggt werden; dann mußte 
das Korn geschniften werden. Um den Pflug und die Sensen her⸗ 
zustellen, haben Bergleute und Eisengießer und Schmiede und Holz— 
hauer und Stellmacher gearbeitet. Um das Leder für das Pferdegeschirr 
zu gewinnen, haben Gerber und Sattler geschafft. Um das Korn in 
Mehl zu verwandeln, mußte der Müller seine Mühle klappern lassen; 
Maurer, Zimmerleute und Dachdecker mußten erst die Mühle bauen; 
Steinbrecher und Steinmetzen mußten die Mühlsteine herrichten, Fuhr⸗ 
leute mußten sie herbeischaffen. Den Kindern blieb der Mund vor 
Erstaunen offen stehen bei der Aufzählung aller der Leute. Der Onkel 
aber fuhr fort: »Im Pudding sind auch Rosinen und allerlei Gewürze, 
die kommen weit her übers Meer. Um sie herüberzubringen, mußten 
Schiffsbauer, Segelmacher, Matrosen, Pflanzer, Kaufleute, Krämer und 
viele andere Leute tätig sein. Um die Segel und Schiffstaue zu 
machen, war Hanf und Flachs nötig. Darum müssen wir auch alle 
die Leute rechnen, welche diese Pflanzen gesäet und bearbeitet haben; 
die Spinner und Weber und alle die Leute, welche die Maschinen 
gemacht haben, die man dazu braucht. Dann sind auch Eier 
und Milch in dem Pudding und .* »Halt ein, Onkelchen, halt 
ein,« rief Fritz, »ich glaube, das sind schon tausend!« — »Ja, aber 
Deutsche Jugend II.
	        
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