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Nase. Auf den Lilien ist er schön gelb; und wer an einer
weißen Lilie riecht, bekommt eine gelbe Nase davon. Das
ist Blütenstaub. Er findet sich in allen Blumen und in
allen Blüten; denn er ist unentbehrlich und notwendig,
wenn aus der Blüte Frucht und Saime entstehen soll.
Wenn es nun im Frühjahre, wo die Baäume blühen, starke
Regengüsse giebt, so schweinmt der Regen diesen Staub
von den Blüten ab, und dies ist eine Hauptursache, warum
kein gutes Obstjahr zu erwarten ist, wenn es viel in die
Blüten geregnet hat. Wenn nun viele solcher blühenden
Bäume beisammen stehen, so schwemmt auch der Regen
viel Blütenstaub herab. Dieser sammelt sich alsdann
wieder auf der Erde und bleibt liegen, wenn das Wasser
verdunstet; und das ist der vermeintliche Schwefelregen.
Im Sommer und Spätjahre, wo doch die Gewitter auch
sind, wird niemand mehr etwas vom Schwefelregen sehen
weil dann das Blühen ein Ende hat. Da regnen Äpfel,
Nüsse, Eicheln u. s. w. von den Äften der Baͤume herab,
aber kein eingebildeter Schwefelregen.
356. Der Steinregen.
Allein mit dem Steinregen verhält es sich anders,
das ist keine Einbildung; denn man hat darüber viele
glaubwürdige Nachrichten. Sonntag den 22. Mai 1808
z. B. sind in Mähren Steine vom Himmel gefallen. Es
war ein heiterer Morgen, und die Bewohner des mährischen
Dorfes Stannern waren auf dem Wege in die Kirche
Plötzlich hörten sie dreimal einen starken Knall; die Erde
unter ihren Füßen bebte; und dabei verfinsterte sich auf
einmal die Luft so sehr, daß man nur zwölf Schritte weit
zu sehen vermochte. Mehrere schwuͤchere Schläge folgten
nach und lauteten, wie ein anhallendes Flintenfener in der
Ferne, oder wie das Wirbeln großer Trommeln. Während
die Leute vor Verwunderung und Schrecken einander ansahen,
fing in einem Umkreise von vier Stunden ein Regen an,
gegen welchen kein Mantel schützte. Eine Menge von
Steinen, von der Größe einer welschen Nuß bis zu der
Größe eines Kinderkopfes, und von der Schwere einiger