Full text: Lesebuch zur Geschichte der deutschen Literatur alter und neuer Zeit

Hutten. 255 
So ist mir leid, Ein Herz läßt sich nit kränken 
Hiemit ich scheid, Das rechter Meinung ist. 
Will mengen baß die Karten. Ich weiß noch viel, 
Bin unverzagt, Wölln auch in's Spiel 
Ich hab's gewagt Und solltens drüber sterben 
Und will des Ends erwarten Auf! Landsknecht gut 
Ob dann mir nach thut denken n ue e 
O Laß 
d n n Laßt Hutten nit verderben. 
2. Die „Anschauenden. Gespräch⸗Büchlein Herrn Urichs von Hutten. 
Unterredne 
Sol, die Sonne. Phaeton, sein Sun. Cajetanus des Babsts Legat. 
Ph. Was ist aber jenes für ein groß Menge Volks? und sag mir 
erstlich wie heißt die Stadt? 
S. Die Stadt heißt Augspurg; dahin versamelen sich die Fürsten des 
Reichs von großen Dingen sich zu beraten. Aber die Menge des Volks ist 
ein Procession und führt den pabstlichen Legaten aus seiner Herberg. 
Ph. Der selbig (nimm wahr Vatter) ist zur Unwilligkeit bewegt und 
erhitzet durch Zorn. Dann er ruft etwas aus der Procession herauf und ich 
glaub gänzlich er sei über uns erzürnt; denn er ficht gegen uns. 
Cajet. Gehest du zuletzt einmal herfür du Bösewicht? und erscheinest 
der Welt? der du solltest uf mein erstes Winken (ich schweig Gebot) klarer 
und heller denn du pflagst erscheinen; — der du in zehen ganzen Tagen 
nit einen Striemen deines Scheins bewiesen, hast mutwilliklich alle Wolken 
für dich gezogen, als ob du der Welt das Licht verguntest. 
S. Das ist der Astrologen und Sterngucker Schuld, wo es anders 
Schuld ist, denn die haben also gesetzt daß ich diese Zeit nit scheinen soll. 
C. Du solltest aber mehr gedacht haben was eines Pabstes Legat wölle, 
denn was den Sternguckern gefalle. Weiß du nit do ich aus Italien gehe 
was ich dir trawet, wo du nit mit großer Hitz Teutschland, das zu Unzeiten 
kalt ist, erwörmest und mir das ganz summerisch mächtest? uf daß ich nit 
wieder in Italien begehren dörfft. 
S. Gar nichts nahm ich in Acht, was du mir gebotest, so hab ich 
auch nit gesehn einen sterblichen Menschen etwas bey Oben verwandeln. — 
für diesmal wöllst du mir gnädig sein und meine Sünden mir vergeben. 
C. Jetzo erst redest du recht und jetzo diweil ich in Teutschland bin so 
mach schöne Tag und mit Kraft deiner Wärm treib aus die Kält, die mich 
jetzo noch im Heumonat anficht. 
S. Ich hätte es vor Langem gethan, so bedachte ich, daß du viel heim— 
licher Ding beginnest, die du nit wölltest, das gemein Volk der Teutschen 
von dir sehenn — 
Meinest du ich wisse nicht daß du jetzo Künig Carlen verhindern willt, daß 
er nit nach dem Willen seines Ahnherrn zum römischen Künig gewählet 
werde? Daß du dich auch sonst viel unterwindest, das wo die Teutschen 
wüßten, thäten sie nit mehr dazu, würden sie doch aufs wenigst feindlich hassen. 
C. Laß sie mich hassen, dennoch müssen sie mich darneben förchten. 
Wiewohl ich nit haben wollt', daß du solche Ding offenbarst. Thust du es 
darüber so sey im Bann. — Auch gebiete ich dir, daß du Pfeil zurichtest, 
153.
	        
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