Wilhelm Ludwig Gleim. 143
Das Feld voll blutiger Furchen gleicht einem wogenden Blut⸗
meer;
Ein Heer der furchtbarsten Tiere, durch laufende Flammen
geängstigt, 50
Stürzt sich mit dumpfem Gebrüll in uferfliehende Ströme.
Der Widerhall selber erschrickt und klagt; es zittern vor Grauen
Die wilden Felsen und heulen. Des Himmels leuchtendes Auge
Schließt sich, die Grausamkeit scheuend; mit blauer Finsternis
füllen
Sich aufwärts drehende Dämpfe gleich dickem Nebel den Luftkreis, 55
Der oft vom Widerschein blitzt. Wie wenn der Rachen des
Atna
Mit ängstlich wildem Geschrei, daß Meer und Klippen es hören,
Umlegene Dörfer und Städte vom untern Donner zerrüttet,
Mit Schrecken und Tod überspeit und einer flammenden
Sündflut ...
Grünt nun, ihr holden Gefilde! Ihr Wiesen und schattichte 60
Wälder,
Grünt, seid die Freude des Volks, dient meiner Unschuld
hinfüro
Zum Schirm, wenn Bosheit und Stolz aus Schlössern und Städten
mich treiben!
Mir wehe Zephyr aus euch durch Blumen und Hecken noch öfter
Ruh und Erquickung ins Herz. Laß mich den Vater des Welt—
raums,
Der Segen über euch breitet im Strahlenkreise der Sonne, 65
Im Tau und Regen, noch ferner in eurer Schönheit verehren
Und melden, voll heiliger Regung, sein Lob antwortenden
Sternen.
Und wenn nach seinem Geheiß mein Ziel des Lebens herannaht,
Dann sei mir endlich in euch die letzte Ruhe verstattet!
Wilhelm Ludwig Gleim.
1. Die Gürtnerin und die Biene.
Eine kleine Biene flog
Emsig hin und her und sog
Süßigkeit aus allen Blumen.