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Georg Herwegh.
Um deiner Toten Asche mußt du streiten!
Ha! schlummern nicht aus deiner Hansa Zeiten
Auch deutsche Helden drin?
5. Wiegt sich nicht auf kristallnem Stuhle
Im Meer der Nereiden Schar,
Die sich ihr Schicksal Jahr um Jahr
Abspinnt von goldner Spule?
Lockt sie dich nicht, der Becher nicht von Thule,
Das wilde Meer, der Freiheit hohe Schule,
Lockt dich nicht die Gefahr?
6. Das Meer wird uns vom Herzen spülen
Den letzten Rost der Tyrannei,
Sein Hauch die Ketten wehn entzwei
Und unsere Wunden kühlen.
O, laßt den Sturm in euren Locken wühlen,
Um frei wie Sturm und Wetter euch zu fühlen!
Das Meer, das Meer macht frei!
7. Kühn, wie der Adler kommt geflogen,
Nimmt der Gedanke dort den Lauf;
Kühn blickt der Mann zum Mann hinauf,
Den Rücken ungebogen.
Noch schwebt der Geist des Schöpfers auf den Wogen,
Und in den Furchen, die Kolumb gezogen,
Geht Deutschlands Zukunft auf.
8. Wie dich die Lande anerkennen,
Soll auch das Meer dein Lehen sein,
Das alle Zungen benedei'n
Und einen Purpur nennen.
Er soll nicht mehr um Krämerschultern brennen —
Wer will den Purpur von dem Kaiser trennen?
Ergreif ihn, er ist dein!
9. Ergreif ihn und mit ihm das Steuer
Der Weltgeschichte, faß es keck!
Ihr Schiff ist morsch, ihr Schiff ist leck;
Sei du der Welt Erneuer!
Du bist des Herrn Erwählter und Getreuer;
O sprich, wann lodern wieder deutsche Feuer
Von jenes Schiffes Deck?
10. Es wird geschehn, sobald die Stunde
Ersehnter Einheit für uns schlägt,
Ein Fürst den deutschen Purpur trägt
Und einem Herrschermunde