Full text: Auswahl deutscher, französischer und englischer Gedichte

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Von Stunde zu Stunde gewartet' er 
Mit hoffender Seele der Wiederkehr; 
Ihm konnte den mutigen Glauben 
Der Hohn des Tyrannen nicht rauben.“ 
17 „Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht 
Ein Retter willkommen erscheinen, 
So soll mich der Tod ihm vereinen. 
Des rühme der blut'ge Tyrann sich nicht, 
Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht. 
Er schlachte der Opfer zweie 
Und glaube an Liebe und Treue!“ 
18. Und die Sonne geht unter, da steht er am Thor 
Und sieht das Kreuz schon erhöhet, 
Das die Menge gaffend umstehet. 
An dem Seile schon zieht man den Freund empor, 
Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor: 
„Mich, Henker!“ ruft er, „erwürget! 
Da bin ich, für den er gebürget!“ 
17. Und Erstaunen ergreifet das Volk umher, 
In den Armen liegen sich beide 
Und weinen vor Schmerzen und Freude. 
Da sieht man kein Auge thränenleer, 
Und zum Könige bringt man die Wundermär'; 
Der fühlt ein menschliches Rühren, 
Läßt schnell vor den Thron sie führen. 
20. Und blicket sie lange verwundert an; 
Drauf spricht er: „Es ist euch gelungen, 
Ihr habt das Herz mir bezwungen; 
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn; 
So nehmet auch mich zum Genossen an! 
Ich sei, gewährt mir die Bitte, 
In eurem Bunde der dritte!“ 
5. Der Choral von Leuthen. 
Hermann Besser. 
1. Gesiegt hat Friedrichs kleine Schar. Rasch über Berg 
und Thal 
Von dannen zog das Kaiserheer im Abendsonnenstrahl.
	        
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