Full text: Erlebnisse und Darstellungen aus den ersten acht Monaten des Weltkrieges ([Heft 1], [Schülerband])

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2. Heißes Ringen 
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auf den Kriegsschauplätzen. 
9. Ein schwerer Tag. 
Unser Auftrag ist schwer und ernst. Wir sollen das Gebiet bis zur 
Maas von Franktireursl säubern. Alle Tage wird aus dem Hinterhalt auf 
unsere durchziehenden Truppen, besonders auf kleinere Abteilungen, auf 
Meldereiter, Radfahrerunteroffiziere, Militärkraftwagen geschossen. Da gilt 
es nun endlich, scharf durchzugreifen. In einer klar und energisch abgefaßten 
Bekanntmachung ist den Einwohnern der von uns besetzten belgischen Ge— 
bietsteile kundgekan worden, daß alle Waffen, alle Munition, alle Spreng— 
stoffe innerhalb der nächsten Stunden abzuliefern sind. In breiter Front 
bewegen sich nun mehrere Landwehrbrigaden westwärts, um das Land von 
solchem Gesindel zu säubern. Jedem Bataillon ist sein Gebiet zuge— 
wiesen. 
Ein paar hundert Meter vor der belgischen Grenze machen wir einen 
Halt. Meine Leute wissen, um was es sich handelt. Wir wollen nicht wie 
die Barbaren hausen; aber es gilt, mit aller Strenge vorzugehen. Ich werde 
in jedem Gehöft, das ich auf Waffen usw. zu durchsuchen habe, dem Besitzer 
noch eine letzie Möglichkeit geben, mir die bei ihm auch jetzt noch verborgenen 
Waffen abzuliefern. Erklärt er, keine zu besitzen, und werden welche bei ihm 
gefunden, so muß er auf der Stelle erschossen werden. Häuser, aus denen 
Angriffe erfolgen oder in denen der Durchsuchung Widerstand entgegen— 
gesetzt wird, werden sofort niedergebrannt. 
Nicht weit liegen mehrere Gehöfte: Jungbusch, Hoof und zwei Ab⸗ 
bauten2. Ich entsende dahin meine vier Offiziere mit je drei Gruppen zur 
Durchsuchung und reite mit der ersten Abteilung nach Jungbusch mit. Eine 
schwarzweißrote Flagge weht von der großen Linde vor dem Hause. Kein 
Haus ist hier ohne deutsche Flagge. In dem Augenblick, da wir das Zauntor 
oͤffnen, nimmt ein junger Bursche nach dem nahen Wäldchen hin Reißaus. 
Ich sprenge ihm nach, aber die hier üblichen übermannshohen Weißdorn— 
hecken machen eine Verfolgung unmöglich. Eine Frau erscheint auf unser 
Rufen. Ob sie allein im Hause sei? — Alein? Nein, sie habe eine Tochter 
von 15 Jahren. Sonst niemand? Zögernd setzt sie hinzu: Ja, ihr Mann 
sei auch daheim. Die Wehrleute dringen ein und holen ihn. Der Leutnant 
läßt die Gewehre fertig machen; die Zivilisten müssen vor den Zaun des
	        
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