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157. Graf RBudolf auf der Bökelnburg. 
aif der Bökelnburg saß ein Graf Rudolf und hielt die Ditmarscher 
alle in schwerer Dienstbarkeit. Die Bauern mußten zum Zeichen 
am Halse einen Klawen tragen, mit dem sonst das Vieh im Stall 
angebunden steht. Sie mußten den Schimpf dulden. Des Grafen 
1 Frau aber, die Walburg hieß, hatte ihn zu dieser ganzen Härte 
angestiftet. Sie trieb ihn auch dazu, daß er noch eine große, un— 
gewöhnliche Schatzung in einem Jahre auflegte, in dem erst der Winter so 
hart war und die Kälte so grimmig, daß die Vögel in der Luft erfroren und 
herunterfielen und darauf Teurung und Hungersnot folgten, daß Menschen 
und Vieh in großer Anzahl starben. Da hielten die Bauern bei dem Grafen 
an, daß er ihnen das Korn erließe. Er sah wohl ein, daß doch wenig oder 
gar nichts einkommen könnte und erließ ihnen also die Schatzung, doch unter 
der Bedingung, im folgenden Jahre sie doppelt zu entrichten. 
Zu der Zeit wohnte zwischen Schafstedt und Eggstedt ein reicher Bauer, 
ein vornehmer Mann. Den bat der Graf im folgenden Jahre einmal bei sich zu 
Gaste und traktierte ihn stattlich; während des Schmauses ließ er viel Musik 
machen. Nach einer Zeit lud ihn der Bauer dafür wieder ein und stellte ein 
großes Gastgebot an. Wie noch heutzutage geschieht bei großen Hochzeiten 
und Festen, waren Säcke voll Korn hingestellt und Bretter darüber gelegt; 
darauf saßen die Gäste. Anstatt des Saitenspiels und der Musik aber ließ 
der Bauer erst alle seine Schweine heraus, dann die Schafe, dann das Jung— 
vieh, darauf die Kühe und endlich die Pferde, alle nach einander. Die trieben 
mit Springen und Laufen ihre Kurzweil und machten keinen geringen Lärm. 
— Als die Frau des Grafen aber all den Reichtum sah, da schürte sie ihn 
an, daß er die Pacht nun ernstlich fordere. Darum hielt er auch die Bauern 
nun mit Gewalt dazu, daß sie sowohl des vorigen Jahres rückständige und
	        
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