Die Reformation in Frankreich.
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letzteren, einer Nebenlinie des königlichen Hauses, entstammte
Anton, der infolge seiner Vermählung mit der Erbtochter von Na-
varra* König dieses Landes war. Die Guisen waren die Führer der
Katholiken, die Bourbonen die der Hugenotten ; beide Geschlechter
rangen um das Übergewicht am Hofe. Zunächst trugen unter dem
Schwachen Franz II. (1559—1560), dem Sohne und Nachfolger
Heinrichs IT., die Guisen den Sieg davon. Sie gaben auch die Ver-
anlassung zum Ausbruche der acht greuelvollen Hugenottenkriege,
die mit mehreren Unterbrechungen von 1562-—1598 dauerten. An
diesen beteiligte sich aus politischen Gründen auch das Ausland, und
zwar leistete Spanien den Katholiken und England den Hugenotten
Hilfe. a
3. Die Hugenottenkriege._a) )_Der Beginn’ der Kriege. Dem
früh verstorbenen Franz II. folgte sein minderjähriger Bruder
Karl IX. (1560—1574), für den seine ränkesüchtige Mutter
Katharina von Medici die Regierung führte; man sagte von ihr, daß
sie im Laufe eines "Tages dreimal ihre Meinung ändere. Aus Eifer
sucht auf die einflußreichen Guisen begünstigte sie die Bourbonen
und gewährte den Hugenotten freie Religionsübung auf dem Lande.
Da wurde eine Anzahl Hugenotten, die zum Gottesdienste ver-
sammelt waren, von dem bewaffneten Gefolge des Franz von Guise
niedergemetzelt (1562). Diese Gewalttat rief eine allgemeine Er-
hebung der Hugenotten hervor und veranlaßte die Ermordung des
Herzogs Franz von Guise, / 2
‚b) Die Bartholomäusnacht, Der dritte Krieg endete damit, daß
den Hugenotten Religionsfreiheit zugestanden wurde. Ihre Führer,
zu denen auch der tapfere Admiral Coligny gehörte, erlangten am
Hofe großes Ansehen, ja Heinrich von Navarra, der Sohn Antons.
wurde mit des Königs Schwester argareta vermählt. Da sich in-
folgedessen die Königin-Mutter am ihren Einfluß gebracht sah,
beschloß sie in Verbindung mit den Guisen das Verderben der Huge-
notten, Sie wußte nämlich dem unerfahrenen Könige durch Vor-
spiegelung einer Verschwörung die Zustimmung zur Verfolgung der
Hugenotten abzugewinnen, In der Nacht vom 23. auf den 24. August
1572 (die Bartholomäusnacht oder Pariser Bluthochzeit) wurden
sie in Paris und in den Provinzen ermordet; die Gesamtzahl
x. FF
1562-1598.
1572.
! Es ist nur das französische Navarra gemeint; den südlich der Pyrenäen
gelegenen Teil dieses Königreiches hatte Ferdinand der Katholische mit. Spanien
vereinigt.