Full text: Der geschichtliche Lehrstoff für österreichische Volksschulen

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herrschte in Spanien der kränkliche und kinderlose König Karl II., 
der letzte Sprosse der spanischen Linie des Hauses Habsburg (zu 
Spanien gehörten damals noch Provinzen Italiens und die bel— 
gischen Länder). Als Karl II. (1700) gestorben war, machte die 
habsburgisch-österreichische Linie Anspruch auf sein Gebiet. Doch 
auch Ludwig XIV., der Frankreich durch Eroberungskriege und 
einen prunkenden Hofhalt zum angesehensten Staate Europas 
gemacht hatte, glaubte ein Anrecht darauf zu haben, da er mit der 
äiltesten Schwester des verstorbenen Königs vermählt war, obgleich 
die spanische Prinzessin bei ihrer Vermählung auf jedes Recht 
an die spanische Krone hatte verzichten müssen. Aber diese ihre 
Verzichtleistung erklärte Ludwig für ungültig, um die spanische 
Krone für seinen Enkel (Philipp von Orleans) zu erwirken. 
Berechtigte Erbin wäre infolge dieser Verzichtleistung der 
älteren Schwester des Verstorbenen, die jüngere gewesen, die mit 
Leopold J. vermählt war. Sie war aber schon lange gestorben 
und hatte eine Tochter hinterlassen, die mit dem Kurfürsten von 
Bayern (Max Emanuel), einem der gefeiertsten Feldherren seiner 
Zeit, vermählt war; er hatte sich besonders in den Kämpfen 
gegen die Türken hervorgetan, weshalb ihm Leopold seine Toch— 
ter (Maria Antonie) zur Gemahlin gegeben hatte. Ihr Sohn 
Josef Ferdinand) aus dieser Ehe war demnach der eigentliche 
Erbe Spaniens. Der junge Prinz starb aber auch noch vor sei— 
nem Vater und so fiel das Erbrecht an seinen Großvater Leo— 
pold. Dieser strebte die Nachfolge für seinen Sohn Karl, den 
nachmaligen Kaiser Karl VI., an. 
Wie bitter enttäuscht war aber sterreich, als am Todes— 
tage des spanischen Königs dessen letzter Wille eröffnet wurde 
uind darin die ganze Erbschaft dem Enkel Ludwigs XIV. zuge— 
prochen erschien. Es war klar, daß nur die Ränke des franzö— 
sischen Hofes dem todkranken König ein Testament entlocken 
sonnten, das so ganz seinem Benehmen von früher widersprach. 
Leopold aber erklärte das Testament als gefälscht (unter⸗ 
schoben) und so war der Krieg unvermeidlich. Da der Kurfürst 
von Preußen Unterstützung versprach, erhob ihn Kaiser Leopold 
zum König. Auch an den Seemächten England und Holland, die 
schon woen ihrer eigenen Sicherheit eine so ungeheure Vergrö—
	        
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