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als anderthalb Millionen Menschen mit der Baumwollenerzeu⸗
gung, während es hierzu im Jahre 1760 nur der Zahl von vier⸗
zigtausend Arbeitern bedurfte. Wenn alles, was jetzt an Baum⸗
wollenstoffen verarbeitet wird, durch Menschenhand ausgeführt
werden sollte, so müßte jeder fünfte Mensch in Europa Baum—
wolle verarbeiten. Wie sehr dieser so riesenhaft vermehrte Baum—
wollenverbrauch wieder auf den Anbau des rohen Erzeugnisses
zurückwirkt und namentlich in Amerika, besonders in den vereinig—
ten Staaten und in Brasilien, dem Anbaue des Bodens zur Foͤr⸗
derung gereicht, ist leicht zu ermessen; besonders in Sudamerika
wird kaum irgend ein anderes Produkt der Landwirtschaft mit
verhältnismäßig größerem Nutzen erzeugt.
Auf so mannigfachen Wegen, hier durch eine faserige Samen⸗
hülle, dort durch den Seidenfaden einer Raupe, und wieder an an—
dern Orten auf andere Weise, foͤrdert die Vorsehung das Werk der
Kultur und Gesittung, wenn nur der Mensch ihre geheimnisvollen
Winke beachten und verstehen lernen will; das ist die hochwichtige
Jufgabe der Industrie und Gewerbthaͤtigkeit, welche die goldene
Arnle hält auf dem weiten Felde, defsen Boden die rastlose Thä—
tigkeit der Naturforschung bereitet hat. Die forschende Wissenschaft
sucht den Acker auf, der fleißige Landwirt pfluͤgt und bestellt ihn,
das Gewerbe aber und der Handel sammeln den Ertrag in ihre
Speicher zur Entwickelung des allgemeinen Wohlstandes und der
Volksbildung.
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Das Federharz.
In den Waͤldern Südamerika's ist ein Baum mit eirunden,
graugruünen Blättern und apfelgroßen, laͤnglichen, gruͤnen Fruͤchten
einheimisch, welcher in allen seinen Theilen einen scharfen Milchsaft
enthaͤlt, der zum größten Theile das bekannte Federharz liefert,
welches auch noch Kautschuk oder gummi eolasticum genannt wird.
Die Art und Weise, wie man diesen Saft gewinnt, ist sehr
einfach. Man macht, namentlich am Fuße der Staͤmme, tiefe Ein⸗
schnitte und leitet den ausfließenden graugelben oder gelblichweißen
Saft, der an der Luft bald dick und harzartig wird, entweder in
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