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Den Tod des Jonathas, der mit seinem Vater
Saul in der Schlacht gefallen war, betrauerte David
mit Wehmuth. Er ließ sorgfaͤltig nachfragen, ob noch
VFemand von der Familie seines ehemals ihm so theuern
Freundes uͤbrig sey. Da erfuhr er, daß Mephibo—⸗
seth, ein Sohn des Jonathas, noch lebe. Diesen
berief er an seinen Hof, und erwies ihm auf eine edle
und grosmuͤthige Weise viele Wohlthaten.
Im glaͤnzenden Gluͤck' uͤberließ sich David der
Verfuͤhrung unruhiger und suͤndlicher Begierden. Er
nahm eine fremde Frau zu sich in seinen Pallast, und ließ
ihren Mann, der unter seinem Kriegsheere diente, meu—
chelmoͤrderisch umbringen. David glaubte, als Koͤnig
Niemanden daruͤber eine Verantwortung schuldig zu seyn.
Gott aber hatte großes Mißfallen an seiner ungerechten
und hlutigen That, und schickte den Propheten Nat han
zu ihm, der ihm seine schwere Suͤnde ernstlich vorhielt,
und sein Herz zu bußfertigen Empfindungen bewegte.
Dem Wechsel der Schicksale ist der Hoͤchste wie der
Nhbrigsie unterworfen. Leiden und Widerwaͤrtigkeiten
gehen keinem Menschen voruͤber. Auch der Koͤnig David
erfuhr empfindliche Truͤbsale. Sein Sohn Abfalom
empoͤrte sich wider ihn, trachtete ihm nach dem Leben,
und wollte das Reich und die Regierung an sich reissen.
Er fand eine Menge leichtsinniger Menschen, die ihm
anhingen, bemaͤchtigte sich der Stadt Jerusalem, und
zog ins Feld gegen seiner Vater und Herrn, der aber
noch von getreuen und tapfern Unterthanen umgeben
war, die ihrem recht Soͤnige in jeder Gefahr
beistehen, und muthi Leben wagen wollten.
Esg