Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte (Teil 6)

II. Das Zeitalter der Revolution. 
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reich, daß zu erwarten war, man werde ihr auch diese scheinbare Weiter- 
existenz nicht lassen, sondern die Verfassung im republikanischen Sinne 
ausgestalten. 
§ 59. Die gesetzgebende Versammlung. (1791—1792.) Der Krieg 
gegen Prenßen nnd Österreich. (1792—1797.) In der gesetzgebenden 
Versammlung, zu der die ehemaligen Mitglieder der Nationalversamm- 
lnng nicht wählbar waren, überwogen die Freunde der Republik. Diese 
bildeten zwei Parteien, die Ebene, der die gemäßigten Republikaner- 
unter der Führung der Girondisten, der Abgeordneten von Bordeaux 
und des Departements Gironde, angehörten, und den Berg, der die 
Radikalen vereinigte. Die rechte Seite des Hauses, die Feuillants, die 
sich auf den Boden der bestehenden konstitutionell-monarchischen Ver- 
fassuug stellten, verlor beständig an Mitgliedern. Zeigte schon die Zu- 
sammensetzung der Versammlung, daß der Staat eine gesicherte Grundlage 
der Verfassung noch nicht gewonnen hatte, und neue Änderungen und 
Unruhen zu erwarten waren, so bestätigten ihre Verhandlungen diese 
Befürchtungen. 
Zu diesen inneren Erschütterungen kam im Jahre 1792 der Krieg 
gegen Österreich und Preußen. 
Der Anstoß dazu ging von beiden Seiten aus. Das girondistische 
Ministerium, das der König berufen hatte, konnte sich der radikalen 
Mehrheit der Versammlung gegenüber nicht mehr halten und arbeitete 
deshalb auf einen Krieg gegen Österreich hin, der in Frankreich populär 
war. Auf den Straßen in Paris wurde „Krieg den Thronen und 
Friede den Hütten" gepredigt. Nur Ludwig XVI. sträubte sich dagegen, 
ihn zu erklären. 
Andererseits waren im Reich viele Stände, die im Elsaß Be- 
sitzungen hatten, schwer dadurch geschädigt worden, daß die Franzosen 
die Neuerungen ihrer Verfassung auch hier eingeführt hatten, ohne Rücksicht 
auf sie zu nehmen. Sie hatten deshalb beim Kaiser und beim Reichstag 
Beschwerde eingelegt. 
Kaiser Leopold II. war 1791 mit Friedrich Wilhelm II. in 
Pillnitz zusammengekommen, um sich mit ihm über gemeinsame Maß- 
regeln zum Schutze ihrer Staaten gegen die von Frankreich drohenden 
Gefahren zu verständigen. Sie hatten vereinbart, dahin wirken zu wollen, 
daß der König von Frankreich wieder in den Stand gesetzt werde, „die 
Grundlagen einer monarchischen Regierung mit völliger Freiheit wieder 
zu befestigen". 
Endlich reizten die Emigranten an den rheinischen Höfen zum 
Kriege gegen die Jakobiner und Klubbisten an. 
Aus dieser gespannten Lage mußte ein Krieg hervorgehen. 
Als er ausbrach, war das Königtum das erste Opfer, das er 
forderte. Ludwig XVI. hatte der gesetzgebenden Versammlung gegenüber
	        
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