2. Erste Regierungshandlungen.
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Soldaten und nahm an ihrer Freude wie an ihrem Leide lebhaften An-
teil. Deshalb hingen die Soldaten seiner Kompagnie mit großer Liebe
an ihm.
Im Jahre 1881 wurde Prinz Wilhelm zum Major befördert; vier
Jahre später wurde er Oberst und Kommandeur des Gardehusaren-
regiments. An seinem 29. Geburtstage, am 27. Januar 1888, ernannte
Kaiser Wilhelm I. seinen Enkel zun: Generalmajor. In diesem mili-
tärischen Range hat Prinz Wilhelm den Thron seiner Väter bestiegen.
Als Kaiser und König ist er der oberste Heerführer des ganzen preußischen
mit) deutschen Heeres. In jeder dienstlichen Stellung, als Leutnant,
Hauptmann, Major, Oberst und General, hat Prinz Wilhelm seinen
Soldaten das Beispiel unermüdlicher Tätigkeit und eifrigster Pflicht-
erfülluug gegeben.
Vorbildung für die Regierungsgeschäfte. Der Kaiser hat sich nicht
nur wissenschaftlich und militärisch für seinen hohen königlichen
und kaiserlichen Beruf vorbereitet, sondern er hat sich auch mit den ver-
schiedenen Zweigen der Staatsverwaltung bekannt gemacht.
Nach der Studienzeit wurde er durch den Oberpräsidenten der
Provinz Brandenburg in die Verwaltung einer Provinz eingeführt.
Später ließ er sich mit dem Geschäftsgange der einzelnen Ministerien
und des Reichskanzleramtes bekannt machen. In allen diesen Ver-
waltnngszweigen arbeitete er mit regem Eifer.
So war Prinz Wilhelm allseitig für sein königliches Amt vorbereitet,
als der Tod seines Vaters ihn auf den Thron rief.
2. Erste Regierungshandlungen.
Am ersten Tage seiner Regierung machte Wilhelm II. dem Landheere
und der Marine Mitteilung von dem Hinscheiden des hochseligen Kaisers
Friedrich und von seiner eignen Thronbesteigung. Nachdem Kaiser Friedrich
zur letzten Ruhe bestattet war, richtete er folgenden Erlaß an das preu-
ßische Volk:
An Mein Volk!
Glottes Ratschluß hat über uns aufs neue die schmerzlichste Trauer
verhängt. Nachdem die Gruft über der sterblichen Hülle Meines unver-
geßlichen Herrn Großvaters sich kaum geschlossen hat, ist auch Meines
heißgeliebten Herrn Baters Majestät aus dieser Zeitlichkeit• zum ewigen
Frieden abberufen worden. Die heldenmütige, aus christlicher Ergebuug
erwachsende Tatkraft, mit der Er Seinen königlichen Pflichten ungeachtet.
Seines Leidens gerecht zu werden wußte, schien der Hoffnung Raum zu
geben, daß er dem Vaterlande noch länger erhalten bleiben werde. Gott
hat es anders beschlossen. Dem königlichen Dulder, dessen Herz für alles
Große und Schöne schlug, sind nur wenige Monate beschieden gewesen,